Frankfurt (Reuters) - Rezessions- und Zinssorgen haben die Anleger in Europa erneut verunsichert.
Frankfurt (Reuters) – Rezessions- und Zinssorgen haben die Anleger in Europa erneut verunsichert.
Kurz vor dem Beschluss der EZB über ihren weiteren Kurs im Kampf gegen die hohe Inflation verlor der deutsche Leitindex Dax am Donnerstagvormittag 1,2 Prozent auf 14.292 Punkte. Sein europäisches Pendant EuroStoxx50 gab 1,3 Prozent auf 3924 Zähler nach. Die US-Notenbank Fed erhöhte am Mittwochabend den Leitzins zwar wie erwartet um einen halben Prozentpunkt – nach vier Zinsschritten von 0,75 Punkten – signalisierte jedoch, dass kommendes Jahr weitere Zinsschritte anstehen. “Die Frage ist nun, ob andere Zentralbanken eine ähnlich aggressive Haltung gegenüber den Märkten einnehmen und jede Hoffnung auf eine Weihnachtsrallye in diesem Jahr zunichtemachen werden”, sagte Craig Erlam, Marktanalyst beim Handelshaus Oanda. Um 14.15 Uhr steht der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) an. Nach den Prognosen von Experten werden die Euro-Wächter um EZB-Chefin Christine Lagarde die Schlüsselsätze ebenfalls um 0,50 Prozentpunkte anheben.
Dabei stehe die EZB vor mehreren Herausforderungen – vor allem der Tatsache, dass die Inflation immer noch bei zehn Prozent liegt. “Wir erwarten daher eine kompromisslose Botschaft der Zentralbank, dass weitere Zinserhöhungen notwendig sind und es verfrüht ist, bereits einen Zinsgipfel ins Auge zu fassen”, sagte Franck Dixmier, Anleihechef des Vermögensverwalters Allianz Global Investors.
DOLLAR AUF VORMARSCH – ÖL ERNEUT IM MINUS
Die Zins- und Konjunktursorgen beflügelten die Anti-Krisen-Währung. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, sprang um 0,6 Prozent auf 104,25 Punkte. Das setzte dem Ölmarkt zu. Der Preis für die Nordsee-Sorte Brent fiel um 0,7 Prozent auf 82,07 Dollar pro Barrel (159 Liter) und die leichte US-Sorte WTI verbilligte sich um 0,8 Prozent auf 76,64 Dollar pro Barrel. “Der Ölpreis steht unter Druck, da die restriktive Geldpolitik der US-Notenbank erneut Sorgen um das Wirtschaftswachstum ausgelöst hat”, sagte Tina Teng, Analystin beim Broker CMC Markets. Zudem seien die chinesischen Wirtschaftsdaten für November viel schwächer als erwartet ausgefallen, was die Nachfrageaussichten weiter eintrübe. Auch Industriemetalle wie Kupfer, Zink, Blei und Aluminium lagen dementsprechend zwischen 0,9 und 1,9 Prozent im Minus.
CECONOMY und H&M NACH ZAHLEN UNTER DRUCK
Bei den Einzelwerten stürzte Ceconomy nach Jahresergebnissen und einer trüben Prognose um 6,8 Prozent ab. Die Elektronikhandelsholding teilte mit, sie müsste 2023 “deutliche Rückgänge bei Umsatz und Ergebnis einkalkulieren”, falls sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiter verschlechtern.
Auch die Aktie des schwedischen Modekonzerns H&M stand nach Umsatzzahlen unter Druck. Die Titel fielen um 4,4 Prozent auf 114,18 Kronen. Der Konzern ist im Herbst zwar etwas stärker gewachsen als erwartet. Laut Experten der US-Großbank JP Morgan ist das Wachstum der Erlöse von zehn Prozent auf 62,5 Milliarden Kronen (5,8 Milliarden Euro) allerdings “etwas enttäuschend”. Anlass zu höheren Erwartungen der Anleger hätten die jüngste Verbesserung der Marktdaten aus Deutschland und Schweden sowie die starken Quartalszahlen des Rivalen Inditex gegeben.
Gleichzeitig macht der Druck einer Anleger-Gruppe auf das HSBC-Management der Aktie zu schaffen. Die Papiere der britischen Großbank bröckelten in London um 1,8 Prozent auf 488,50 Pfund ab. Der breitere europäische Banken-Sektorindex folgte ins Minus und verlor 1,1 Prozent. Eine kleine Gruppe Hongkonger Investoren fordert die Rückkehr der während der Pandemie abgeschafften Dividenden und den Verkauf des HSBC-Geschäftes in Asien. “HSBC ignoriert die Interessen der Aktionäre”, sagte Ken Lui, Anführer der Gruppe. Die Bank wies allerdings die Möglichkeit zurück, dass der Vorschlag eines Spin-offs bei institutionellen Investoren Anklang finden könnte.
(Bericht von Zuzanna Szymanska. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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