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Europas Börsen nach US-Inflationsdaten im Aufwind

Von:
Reuters
Veröffentlicht: Dec 13, 2022, 14:37 GMT+00:00

Frankfurt (Reuters) - Der Rückgang der Inflation in den USA hat die Stimmung an Europas Börsen spürbar aufgehellt.

ARCHIV: DAX-Logo auf dem Handelsparkett der Börse in Franfurt am Main, Deutschland

Frankfurt (Reuters) – Der Rückgang der Inflation in den USA hat die Stimmung an Europas Börsen spürbar aufgehellt.

Dax und EuroStoxx50 zogen am Dienstagnachmittag jeweils rund zwei Prozent auf 14.584 beziehungsweise 4001 Punkte an. Auch die Futures für die wichtigsten US-Indizes waren deutlich im Plus. Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen in den USA fiel im November auf 7,1 von 7,7 Prozent im Oktober. Von Reuters befragte Experten hatten mit einem Wert von 7,3 Prozent gerechnet. “Der Anstieg der Inflationsraten wurde unterschätzt und jetzt wird der Rückgang unterschätzt”, sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. “Wie die fünf großen Inflationsausbrüche zwischen den 1940er und 1980er Jahren zeigen, fällt die Inflationsrate nach einem deutlichen Anstieg wieder rapide. Dieser Mechanismus muss verstanden werden.”

Der fünfte Inflationsrückgang in Folge weckt Hoffnungen, dass die USA den Höhepunkt der Inflationswelle hinter sich haben. Dass sollte wiederum Druck von der US-Notenbank Fed nehmen, weiter deutlich an der Zinsschraube zu drehen. Nach vier Jumbo-Zinsschritten der US-Notenbank von 0,75 Prozent in Folge gehen Börsianer beim Kampf gegen die Inflation nun mehrheitlich von einer Zinserhöhung um einen halben Prozentpunkt aus. Die Notenbank werde aber am Mittwoch zunächst noch einen anderen Eindruck erwecken wollen. “‘Vorsicht’ wird das Motto der Fed lauten. Die Märkte sollen nicht den Eindruck bekommen, dass nun alles wieder gut ist. Zu einem deutlich anderen Ton wird es aber vermutlich bereits im Januar kommen.”

Analysten zufolge könnten die US-Daten für die Märkte entscheidender sein als die in den kommenden Tagen anstehenden Zentralbanksitzungen. Nach der Fed am Mittwoch dreht wohl auch die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag an der Zinsschraube. Auch von der EZB wird eine weniger aggressive Gangart erwartet.

Aufgehellte konjunkturaussichten

Der Euro stieg nach der Veröffentlichung um ein Prozent auf 1,0644 Dollar von zuvor 1,0526 Dollar. Auch Gold verteuerte sich um 1,2 Prozent auf 1803 Dollar je Feinunze. Zuvor war das gelbe Metall 0,4 Prozent im Plus. Der Dollar-Index geriet dagegen unter Druck und büßte bis zu 1,1 Prozent auf 103,78 Punkte ein.

Am Rohölmarkt stützten unterdessen Angebotssorgen die Preise. Dazu trug die seit fast einer Woche geschlossene Keystone-Pipeline in den USA bei. Rohöl der Sorte Brent verteuerte sich um 1,8 Prozent auf 79,42 Dollar pro Barrel (159 Liter), das leichte US-Öl WTI kletterte um 1,7 Prozent auf 74,39 Dollar pro Barrel. “Rohöl legte zu, da angebotsseitige Probleme die Bedenken über eine schwächere Nachfrage ausglichen”, so die Analysten von ANZ Research. Die Keystone-Pipeline, über die täglich rund 620.000 Barrel kanadisches Rohöl in die USA transportiert werden, ist geschlossen, seitdem am 7. Dezember ein Leck gemeldet wurde.

Technologiewerte gefragt – bat nach verbot unter druck

Die nach den US-Inflationszahlen abgeflauten Zinssorgen ließen Anleger vor allem bei Technologie- und Wachstumswerten zugreifen. Infineon-Aktien springen in der Spitze um 6,5 Prozent nach oben. In den USA ziehen die Kurse von Apple, Alphabet, Tesla, Microsoft und Meta vor US-Börsenstart zwischen 3,3 und 4,7 Prozent an.

In Deutschland ging es nach oben auch für Wacker Chemie. Mit einem Kursplus von 8,1 Prozent führte der Spezialchemiekonzern noch vor der Lufthansa die Liste der Gewinner im MDax an. Händlern zufolge setzte UBS den Titel auf “Buy” von zuvor “Neutral”.

Dagegen setzte eine Entscheidung des Obersten Gerichts der USA British American Tobacco zu. Die Papiere des Zigarettenherstellers fielen in London um rund zwei Prozent. Hintergrund ist eine Entscheidung des Supreme Court, das in Kalifornien beschlossene Verbot für aromatisierte Tabakerzeugnisse als rechtskräftig einzustufen.

(Bericht von Zuzanna Szymanska und Stefanie Geiger. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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