Frankfurt (Reuters) - Kurz vor dem Jahreswechsel sind die Anleger in Europa nur mit angezogener Handbremse unterwegs.
Frankfurt (Reuters) – Kurz vor dem Jahreswechsel gehen europäische Anleger in Deckung.
Nach anfänglicher Begeisterung versuchen sie, die genauen Konsequenzen von Lockerungen der strengen chinesischen Null-Corona-Politik zu deuten. Der deutsche Leitindex Dax und sein europäisches Pendant EuroStoxx50 lagen am Mittwochnachmittag kaum verändert bei 14.004 beziehungsweise 3839 Punkten. Auch bei den Futures für US-Leitindizes hielt sich der Optimismus in Grenzen. Die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong hebt inzwischen fast alle Corona-Schutzmaßnahmen auf. Am Montag hatte China angekündigt, dass Einreisende ab dem 8. Januar nicht mehr unter Quarantäne gestellt würden.
“Auch wenn die Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft die Öl- und Rohstoffpreise stützt, ist sie eine schlechte Nachricht angesichts der globalen Inflation”, sagte Analystin Ipek Ozkardeskaya von der Swissquote Bank. “Eine steigende Nachfrage aus China wird die Inflation durch höhere Energie- und Rohstoffpreise ankurbeln, und als Reaktion auf die höhere Inflation werden die Zentralbanken die Zinsen weiter nach oben schrauben.” Gleichzeitig haben die neuen Corona-Regeln eine Infektionswelle verursacht. Laut Experten von UBS Securities wird die zweitgrößte Wirtschaft der Welt deshalb erst in mehreren Monaten von den Lockerungen profitieren können.
BOJ UND ÖL IM BLICK
Investoren durchforsteten zudem die Protokolle der jüngsten geldpolitischen Sitzung der Bank of Japan. Den Mitschriften zufolge wurden die Aussichten erörtert, dass höhere Löhne das Risiko einer Rückkehr zur Deflation beenden könnten, wie Norihiro Fujito, Anlagestratege bei Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities mitteilte. Die Währungshüter hatten die Märkte vor einer Woche mit einer überraschenden Verschärfung ihrer Zinspolitik aufgeschreckt. Die Aussicht auf steigende Zinsen hatte die Renditen und den Yen in die Höhe getrieben.
Die Infektionswelle nach Lockerung der Corona-Restriktionen in China hinterließ unterdessen auch am Rohölmarkt Spuren. Ein russisches Verbot für Öl-Exporte in Länder, die im Rahmen der Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs einen Preisdeckel erlassen haben, begrenzte jedoch die Verluste. Die Nordsee-Sorte Brent verbilligte sich um 0,4 Prozent auf 83,99 Dollar pro Barrel (159 Liter), und US-Leichtöl WTI gab 0,2 Prozent auf 79,36 Dollar pro Barrel nach.
INFINEON FÄLLT NACH ÜBERNAHME-PLÄNEN – TESLA DREHT INS PLUS
Bei den Einzelwerten gab Infineon 0,8 Prozent nach. Vorstandschef Jochen Hanebeck sagte in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), der Chiphersteller sei auf der Suche nach Akquisitionen und bereit, für das richtige Übernahmeziel mehrere Milliarden Euro auszugeben. Zu einzelnen Übernahmekandidaten wollte sich der Vorstandsvorsitzende laut FAZ nicht äußern.
In den USA haben Tesla-Aktien nach dem Absturz auf ein Zwei-Jahres-Tief vorbörslich wieder ins Plus gedreht. Am Dienstag waren die Papiere des US-Elektroautobauers um mehr als elf Prozent gesunken. Anleger fürchteten einen Nachfragerückgang, weil internen Plänen zufolge im Tesla-Werk in Shanghai die Bänder im Januar für fast zwei Wochen stillstehen sollen.
(Bericht von Zuzanna Szymanska und Stefanie Geiger.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)
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