Frankfurt (Reuters) - Europas Anleger wagen sich nach dem Einnorden auf einen wieder strengeren Zinspfad durch US-Notenbank-Chef Jerome Powell weder vor noch zurück.
Frankfurt (Reuters) – Europas Anleger sind nach Hinweisen auf einen wieder strengeren Zinspfad der US-Notenbank Fed nur mit angezogener Handbremse unterwegs.
Der Dax stabilisierte sich nach seinen Verlusten von Dienstag und stand am Mittwochnachmittag 0,4 Prozent höher bei 15.616 Punkten. Der EuroStoxx50 rückte um 0,2 Prozent auf 4288 Zähler vor. Die Zinsen würden angesichts der jüngsten Konjunkturdaten wohl kräftiger als erwartet angehoben werden müssen, hatte Fed-Chef Jerome Powell am Dienstag vor dem Kongress gesagt. “Die Anleger, die sich bereits in der Nähe des Zieleinlaufs wähnten, müssen also noch länger ausharren”, sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. Es sehe nun danach aus, dass die US-Notenbank erst bei 5,75 Prozent oben angekommen sein werde. Für die Fed-Sitzung am 22. März wird an den Terminmärkten nun eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte erwartet.
Die Futures für die wichtigsten US-Indizes drehten unterdessen von einem knappen Plus in ein knappes Minus, nachdem Arbeitsmarktdaten des privaten Anbieters ADP, die einen Vorgeschmack auf die offiziellen Daten am Freitag bieten, robuster als erwartet ausfielen. Die Anleger fürchten, dass eine allzu starke Wirtschaft die Fed zu weiteren großen Zinsschritten bewegen könnte. Am Mittwoch sind weitere Aussagen des Fed-Chefs in der fortgesetzten Anhörung geplant. Am Abend steht der Fed-Konjunkturbericht Beige Book an.
KONJUNKTURSORGEN DRÜCKEN ÖL UND BITCOIN
Die Sorgen um eine Verlangsamung der globalen Wirtschaft wegen der steigenden Zinsen drückten den Ölpreis. Die Nordsee-Sorte Brent verbilligte sich um 0,8 Prozent auf 82,60 Dollar pro Barrel (159 Liter). Die leichte US-Sorte WTI rutschte um 1,2 Prozent auf 76,66 Dollar ab.
Aus den Depots flogen ebenfalls risikobehaftete Anlagen wie Kryptowährungen. Die wichtigste Cyber-Devise, der Bitcoin, fiel um ein halbes Prozent unter die Marke von 22.000 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit Mitte Februar. Auch Spekulationen um Liquiditätsprobleme der Krypto-Bank Silvergate nährten nach wie vor die Furcht, dass eine bedeutende Größe im Krypto-Sektor kollabieren könne, sagte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research. “In diesem Kontext könnte in den kommenden Tagen auch die 20.000-Dollar-Marke wieder ins Spiel kommen.”
ADIDAS UND ADMIRAL NACH DIVIDENDENKÜRZUNGEN IM MINUS
Adidas vergraulte die Anleger mit einer Dividendenkürzung. Die Aktien gaben 2,7 Prozent auf 140,54 Euro nach. Auch in London stieß eine um 40 Prozent gekürzte Dividende den Anlegern bei Admiral sauer auf. Die Aktien des britischen Kfz-Versicherers rutschten in der Spitze um 9,4 Prozent ab und standen so tief wie seit November nicht mehr.
Dafür legten sich Anleger Aktien von Continental ins Depot. Der Autozulieferer hat den Betriebsgewinn trotz massiver Kostenerhöhungen überraschend gesteigert. Die Papiere waren mit einem Plus von bis zu 7,4 Prozent auf ein Zwölf-Monats-Hoch von 78,08 Euro größter Dax-Gewinner.
In den USA half eine Prognoseanhebung Campbell Soup vorbörslich nach oben. Die Aktien des Suppen-Herstellers stiegen um 2,3 Prozent. Das Unternehmen peilt für das Geschäftsjahr 2023 ein organisches Wachstum von 8,5 bis 10 Prozent an nach zuvor sieben bis neun Prozent. Vor allem die starke Nachfrage nach Fertiggerichten und Snacks machen den Konzern optimistischer.
Die Aktien von Rivian Automotive legten nach Platzierung einer Wandelanleihe vorbörslich um 1,7 Prozent zu. Durch die Emission werden rund 1,3 Milliarden Dollar in die Kassen des US-Elektroautobauers gespült.
(Bericht von Zuzanna Szymanska und Anika Ross, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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