Frankfurt (Reuters) - Europas Anleger greifen vor dem Start der Berichtsaison in den USA und nach den US-Inflationsdaten nur zögerlich bei Aktien zu.
Frankfurt (Reuters) – Europas Anleger greifen vor dem Start der Berichtsaison in den USA und nach den US-Inflationsdaten nur zögerlich bei Aktien zu.
Der deutsche Leitindex Dax legte am Freitagvormittag 0,3 Prozent auf 15.109 Zählern zu. Am Donnerstag hatte er nach der Rally zum Beginn des Börsenjahres erstmals seit dem russischen Angriff auf die Ukraine die psychologisch wichtige 15.000er Marke geknackt. Der EuroStoxx50 lag 0,6 Prozent höher bei 4152 Punkten. Der höhere Anstieg des europäischen Pendants war vor allem auf gute Konjunkturdaten aus Großbritannien zurückzuführen, wo die Wirtschaft im November stärker als erwartet zulegt hatte. Auch in Deutschland geht das Statistische Bundesamt davon aus, dass die Wirtschaft im vierten Quartal nicht geschrumpft ist.
An den Märkten werde die Spekulation auf geldpolitische Entscheidungen – die in den vergangenen Wochen Kaufentscheidungen geprägt hatten – nun einer Rückbesinnung auf die Fundamentaldaten der Unternehmen weichen, sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst vom Handelshaus CMC Markets. Die jüngsten US-Inflationsdaten hätten gezeigt, dass es Ökonomen immer besser gelinge, die Inflationsentwicklung einzuschätzen. “Positive Überraschungen auf der Unternehmensseite könnten der nächste Katalysator für die Rally am Aktienmarkt werden”, sagte Stanzl mit Blick auf den Start der Berichtsaison in den USA für das vierte Quartal.
MARKT SCHAUT AUF BÜCHER VON US-GROßBANKEN
Am Nachmittag öffnen die Großbanken JP Morgan, Bank of America, Wells Fargo und Citigroup ihre Bücher. Analysten erwarten sinkende Gewinne. Die Institute dürften den Experten zufolge aus Sorge vor Kreditausfällen und der schwächelnden Konjunktur ihre Risikovorsorge aufstocken. “Bei den Banken wird besonders wichtig, wie deren Konjunkturausblicke und damit die Erwartungen bezüglich künftiger Kreditausfälle ausfallen”, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
Die großen US-Banken dürften von den gestiegenen Zinsen profitiert haben, prognostizierte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. Allerdings sei den Investoren auch die jüngste Nachricht von Goldman Sachs über die größte Entlassungswelle seit der Finanzkrise in Erinnerung geblieben.
MÖGLICHER BÖRSENGANG VON IONOS BEFLÜGELT UNITED INTERNET
Bei den Einzelwerten trieb ein möglicher Börsengang der des Webhosting-Anbieters Ionos die Aktie von United Internet an. Die Titel des IT-Dienstleisters stiegen zeitweise um mehr als fünf Prozent. Die Ankündigung sei voraussichtlich für die nächste Woche geplant, sagte eine mit den Plänen vertraute Person. Eine Bewertung von rund fünf Milliarden Euro sei dabei nach den Gesprächen mit potenziellen Investoren realistisch. Die Papiere der skandinavischen Fluggesellschaft SAS gewannen in Stockholm bis zu 5,5 Prozent auf 0,52 Kronen. Die Fluglinie einigte sich mit zwei Leasingfirmen auf neue Konditionen bestehender Verträge. In den USA steht SAS seit dem vergangenen Jahr unter Insolvenzschutz nach dem sogenannten Chapter-11-Verfahren.
Zudem schickten Preissenkungen beim US-E-Autobauer Tesla für Kunden in Europa und den USA den gesamten Sektor auf Talfahrt. Die Titel von Renault, Stellantis und Volkswagen fielen um bis zu 3,8 Prozent. Der europäische Sektorindex bröckelte um 2,4 Prozent im größten Tagesverlust seit Dezember 2022 ab.
(Bericht von Nette Nöstlinger.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)
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