Werbung
Werbung

Euro und Banken steigen nach EZB-Zinswende – Dax stabil

Von:
Reuters
Veröffentlicht: Jul 21, 2022, 13:23 GMT+00:00

Frankfurt (Reuters) - Die Abkehr der Europäischen Zentralbank von der jahrelangen Politik des billigen Geldes haben die Anleger in Europa gut weggesteckt.

ARCHIV: DAX-Logo auf dem Handelsparkett der Börse in Franfurt am Main, Deutschland, 29. Dezember 2017.

Frankfurt (Reuters) – Die Abkehr der Europäischen Zentralbank von der jahrelangen Politik des billigen Geldes haben die Anleger in Europa gut weggesteckt.

Vor allem Bankenwerte und der Euro profitierten von der deutlichen Zinsanhebung. An den Nerven der Aktienanleger nagten am Donnerstag hingegen die Regierungskrise in Italien und die Unsicherheit bezüglich weiterer Gaslieferungen Russlands. Der Dax notierte am Nachmittag kaum verändert bei 13.270 Punkten, der EuroStoxx50 stand 0,4 Prozent im Plus bei 3598 Zählern.

Die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde hoben die Leitzinsen um 50 Basispunkte auf 0,50 Prozent an und signalisierten weitere Straffungen. Damit unterstreiche die EZB, dass sie ihrer Rolle als Hüterin der Preisstabilität gerecht werden wolle, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Parners.

Dem Euro verlieh die Entscheidung Flügel. Er stieg auf 1,0273 Dollar von zuvor knapp unter 1,02 Dollar. Der europäische Bankenindex kletterte um 0,5 Prozent, nachdem er zuvor bis zu zwei Prozent abgegeben hatte. Durch den ebenfalls angehobenen Einlagensatz müssen Banken nicht länger draufzahlen, wenn sie überschüssiges Geld bei der EZB parken. Staatsanleihen flogen hingegen aus den Depots, im Gegenzug stieg die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen um zehn Basispunkte auf 1,364 Prozent.

Italiens regierungskrise fordert ezb

Investoren warteten auch gespannt auf weitere Details zum sogenannten Anti-Fragmentierungstool der EZB, mit dem das Auseinanderlaufen der Anleihe-Renditen einzelner Euro-Staaten verhindert werden soll. Die Verzinsung hoch verschuldeter Euro-Staaten wie Italien hatten zuletzt besonders kräftig zugelegt, was die Finanzierungskosten für diese Länder erhöht. Das ohnehin politisch heikle Unterfangen droht Volkswirten zufolge wegen der Turbulenzen in Rom noch brisanter zu werden. Italiens Ministerpräsident Mario Draghi will zurücktreten, nachdem seine drei wichtigsten Koalitionspartner einer Vertrauensabstimmung ferngeblieben waren. Die Commerzbank rechnet im September, Oktober mit Neuwahlen. “Damit dürfte der Antrieb für die Reformen, die Draghi auf den Weg gebracht hat, weitgehend dahin sein.”

Die Anleger warfen italienische Staatsanleihen aus den Depots, wodurch die Rendite der zehnjährigen Titel auf 3,690 Prozent stieg. Dies setzte den italienischen Banken zu, die traditionell hohe Bestände dieser Bonds halten. Der Branchenindex rutschte um mehr als zwei Prozent ab.

Russen drehen gashahn wieder auf

Der von Russland wieder aufgedrehte Gashahn sorgte für eine Preisberuhigung. Die Auslastung der Pipeline Nord Stream 1 könnte laut Bundesnetzagentur ein Volumen von rund 40 Prozent und damit das Niveau von vor der Wartung erreichen. Der europäische Erdgas-Future notierte 9,6 Prozent leichter bei 146 Euro je Megawattstunde. Damit sei er aber für diese Jahreszeit immer noch extrem hoch, sagte Ökonom Hans van Cleef von ABN Amro.

Inwieweit der Bedarf hierzulande gedeckt wird, bleibt zudem unklar. “Energie wird zum politischen Druckmittel der kommenden Wochen und Monate und dürfte damit auch für eine weiterhin hohe Volatilität am Aktienmarkt sorgen”, sagte Stratege Jürgen Molnar vom Handelshaus RoboMarkets. Anleger nahmen bei den Aktien des Gas-Importeurs Uniper anfängliche Gewinne mit. Die Titel landeten anschließend rund fünf Prozent im Minus.

Bei den Dax-Unternehmen rutschten Aktien von SAP nach einer Prognosesenkung um rund fünf Prozent ab. “Das Umsatz-Wachstum vor allem im wichtigen Cloud-Geschäft deutet aber darauf hin, dass das Geschäft im Großen und Ganzen gut läuft”, sagte ein Börsianer.

(Bericht von Anika Ross, Mitarbeit von Hakan Ersen. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Über den Autor

Reuterscontributor

Reuters, die Nachrichten- und Medienabteilung von Thomson Reuters, ist der weltweit größte internationale Multimedia-Nachrichtenanbieter, welche täglich mehr als eine Milliarde Menschen erreicht. Reuters bietet zuverlässige Geschäfts-, Finanz-, nationale und internationale Nachrichten über Thomson Reuters-Desktops, der weltweiten Medienorganisationen, sowie direkt an Verbraucher auf Reuters.com und über Reuters TV.

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung
Werbung