Wien (Reuters) - Die Erste Group erwartet im laufenden Jahr einen Anstieg bei den faulen Immobilienkrediten.
– von Alexandra Schwarz-Goerlich
Wien (Reuters) – Österreichs größtes Geldhaus Erste Group erwartet 2023 trotz einer Wirtschaftseintrübung in den Kernmärkten in Mittel- und Osteuropa ein solide Kreditnachfrage.
Insgesamt sind die Aussichten für die CEE-Region laut Bankchef Willi Cernko besser als ursprünglich gedacht: “Wir dürfen davon ausgehen, dass wir so etwas wie ein ‘soft landing’ erleben werden”, sagte der Manager am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz. “Wir erwarten in unserem Wirtschaftsraum ein Wachstum von knapp über einem Prozent”. Frühere Prognosen waren noch von einer Rezession ausgegangen. An die starke Kreditnachfrage vom vergangenen Jahr werde die Bank aber nicht anschließen können. Für das laufende Jahr sei mit einem Kreditwachstum von rund fünf Prozent und einen Anstieg im Zinsüberschuss von etwa zehn Prozent zu rechnen.
Anleger reagierten erfreut. Die Aktie der Bank kletterten an der Wiener Börse um bis zu 5,8 Prozent auf ein Zwölf-Monats-Hoch von 37,37 Euro. Damit haben die Papiere seit Jahresbeginn knapp 25 Prozent zugelegt, rund doppelt so stark wie der Leitindex ATX.
2022 legten die Kundenkredite um zwölf Prozent auf 202 Milliarden Euro zu. “Im zweiten Halbjahr zeigte sich bei den Firmenkunden eine sehr starke Dynamik”, sagte Finanzchef Stefan Dörfler. Vor allem Großkunden im Energiebereich hätten Kredite nachgefragt. Zusammen mit dem höheren Zinsniveau und Zuwächsen im operativen Kerngeschäft brachte das der Bank einen höheren Gewinn ein. Unter dem Strich stieg das Ergebnis auf 2,2 (1,9) Milliarden Euro und damit stärker als von Analysten erwartet.
ERSTE GROUP ERWARTET 2023 MEHR KREDITAUSFÄLLE
Die Risikokosten sollten nach Einschätzung der Bank im laufenden Jahr auf einem niedrigen Niveau bleiben, der Anteil der faulen Kredite werde aber zunehmen. Die sogenannte NPL-Quote nicht bedienter Kredite werde auf etwa 2,5 Prozent von dem derzeit historisch niedrigen Niveau von 2,0 Prozent steigen, sagte Risikochefin Alexandra Habeler-Drabek. “Diesen Anstieg können wir sehr gut verkraften”. Bereits 2022 hätten sich die Risikokosten auf knapp 300 Millionen Euro von rund 159 Millionen Euro fast verdoppelt. “2023 wird herausfordernd werden, aber wir sind gut gewappnet, wir rechnen maximal mit einer Verdoppelung des Niveaus von 2022”, so die Managerin.
Mittelfristig rechnet Bankchef Cernko mit einer weiteren Konsolidierung in der Branche. Die österreichische Bank ist ein “wesentlicher Spieler in der Region” und daher “natürlich immer Ansprechpartner bei möglichen M&A-Transaktionen”. Voraussetzung sei aber, dass die lokalen Banken in der Lage sein müssen, Integrationen eigenständig zu stemmen. Zudem müsse sich in zwei bis drei Jahren auch ein Mehrwert daraus ergeben. Zunächst wolle die Bank ihr Eigenkapital allerdings für organisches Wachstum einsetzen. Die Bank wolle in ihren Märkten deutlich rascher und stärker als der Wettbewerb wachsen, so Cernko.
Zudem will die Erste Group ihre Aktionären mit attraktiven Dividendenzahlungen bei der Stange halten. Die Ausschüttungsquote sei daher mit 40 bis 50 Prozent festgelegt worden, sagte Cernko. Für 2022 soll wie bereits angekündigt eine höhere Dividende von 1,90 (1,60) Euro je Aktie gezahlt werden. Zudem sei ein Aktienrückkauf von bis zu 300 Millionen Euro geplant.
(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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