Berlin (Reuters) - Nach dem Inkrafttreten der zweiten Stufe des EU-Ölembargos ist kaum noch russisches Erdöl nach Deutschland importiert worden.
Berlin (Reuters) – Nach dem Inkrafttreten der zweiten Stufe des EU-Ölembargos fließt kaum noch russisches Erdöl nach Deutschland.
Im Januar wurden nur noch 3500 Tonnen importiert, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Im Januar 2022 – dem Monat vor Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine – waren es noch 2,8 Millionen Tonnen. “Die Erdölimporte aus Russland kamen damit praktisch zum Erliegen”, so das Statistikamt. “Rechnerisch gingen sie um 99,9 Prozent zurück.”
Der Anteil Russlands an den gesamten Erdölimporten Deutschlands sank damit von 36,5 Prozent im Januar 2022 auf 0,1 Prozent. Insgesamt wurden zum Jahresauftakt 6,2 Millionen Tonnen Erdöl im Wert von 3,8 Milliarden Euro nach Deutschland importiert. Das waren mengenmäßig 20,5 Prozent und wertmäßig 9,6 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.
“Der Einbruch der Importe kommt nicht überraschend, da das Ölembargo ja bereits zum Dezember 2022 in Kraft getreten ist”, sagte NordLB-Analyst Thomas Wybierek. Obwohl zuvor das Ölkartell Opec+ seine Förderquoten reduziert habe, sei insgesamt kein Angebotsengpass erkennbar. “Dies spiegelt auch die recht moderate Ölpreisentwicklung in 2023”, sagte der Experte. Russland scheine sein Öl trotz Embargo und Preisdeckel anderweitig zu verteilen – etwa durch Exporte nach China und Indien. Das einzige Problem sei die ausreichende Versorgung der PCK-Raffinerie in Schwedt, da diese den direkten Anschluss an die russische Druschba-Pipeline besessen habe. Hier wird etwa mit Kasachstan über Lieferungen verhandelt. Alternativ werde eine Versorgung über den alten Pipelineanschluss des Energyhubs Rostock beziehungsweise über den Hafen Danzig über das polnische Netz der Raffinerie aufrecht erhalten, “wenn auch nicht in voller Kapazität”, sagte Wybierek.
Der Ausfall russischen Erdöls wurde unter anderem durch höhere Importe aus Norwegen wettgemacht: Hier gab es mengenmäßig ein Plus von 44,0 Prozent auf 987.000 Tonnen im Wert von 569 Millionen Euro. Kompensiert wurden die Ausfälle auch durch mehr Importe aus dem Vereinigten Königreich (+42,0 Prozent auf 959.000 Tonnen, 562 Millionen Euro) und Kasachstan (+34,6 Prozent auf 928.000 Tonnen, 527 Millionen Euro) kompensiert. Weitere wichtige Erdöllieferanten waren zu Jahresbeginn die USA mit einer Importmenge von 884.000 Tonnen im Wert von 628 Millionen Euro und die Vereinigten Arabischen Emirate, aus denen 510.000 Tonnen Erdöl im Wert von 352 Millionen Euro nach Deutschland importiert wurden.
Für die Erdölimporte wurden im Januar durchschnittlich 611 Euro pro Tonne bezahlt. Damit wurde der bisherige Höchstwert vom Juni 2022 mit 796 Euro je Tonne deutlich unterschritten. Im Jahresdurchschnitt 2022 mussten 686 Euro je Tonne importierten Rohöls gezahlt werden. “Das war der höchste Jahresdurchschnittswert seit dem Beginn der Außenhandelsstatistik im Jahr 1950”, wie das Bundesamt betonte. Der alte Jahreshöchstwert von 644 Euro je Tonne Rohöl aus dem Jahr 2012 wurde damit deutlich übertroffen. 2021 hatte der Durchschnittswert noch bei 430 Euro je Tonne gelegen.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)
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