Frankfurt (Reuters) - Am Freitag wird der Dax Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge niedriger starten.
Frankfurt (Reuters) – Sorgen über Probleme im US-Bankensystem haben die europäischen Börsen zum Wochenschluss nach unten gezogen.
Für etwas Erleichterung sorgte ein positiv aufgefasster US-Arbeitsmarktbericht. Ein abgeschwächtes Lohnwachstum linderte die Inflationssorgen und Ängste der Anleger vor weiteren großen Zinsanhebungen der US-Notenbank etwas. Der deutsche Leitindex Dax grenzte am Nachmittag seine Verluste entsprechend etwas ein und stand noch 1,1 Prozent tiefer bei 15.460 Punkten. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx, verlor ebenfalls 1,1 Prozent auf 4240 Zähler. An der Wall Street drehten die US-Futures leicht ins Plus.
Im Februar kamen in den USA 311.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu, nach revidiert 504.000 im Januar. “Der Arbeitsmarkt entfernt sich zumindest ein Mini-Stück vom Höhepunkt seiner Stärke”, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Handelshaus QC Partners. “Das ist sicherlich nicht ganz der Bericht, den die FED gerne gesehen hätte, aber er geht definitiv in die richtige Richtung.” Besonders die im Monatsvergleich so gering wie zuletzt vor zwölf Monaten gestiegenen Löhne seien erfreulich. Händler preisen nun eine Wahrscheinlichkeit von weniger als 40 Prozent für eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte durch die Fed in diesem Monat ein, verglichen mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent zuvor. Das machte dem Dollar zu schaffen. Im Gegenzug legte der Euro um 0,4 Prozent auf 1,0626 Dollar zu. Die Rendite der zehnjährigen US-Bonds stand mit 3,820 Prozent auf dem selben Niveau wie vor den Daten.
Überschattet wurde an den Börsen jedoch alles von dem anhaltenden Kursverfall der Aktie der Silicon Valley Bank (SVB), die seit der Ankündigung einer Not-Kapitalerhöhung im Kreuzfeuer stehen. Die Papiere des Institutes, die Tech-Unternehmen und Start-ups fördert, brachen am Freitag vorbörslich den zweiten Tag in Folge um mehr als 60 Prozent ein. Das Finanzinstitut hatte Verluste von 1,8 Milliarden Dollar nach dem Verkauf eines Anleihenportfolios verzeichnet.
“Auch deutsche Banken stehen jetzt im Visier der Verkäufer, weil der Startup-Finanzierer SVB Financial etwas offenbart hat, was auch sie angehen könnte: unrealisierte Verluste im Anleiheportfolio”, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Hintergrund sei, dass viele Banken Anleihen hielten, die in ihrem Kurs teilweise in nie dagewesener Geschwindigkeit eingebrochen seien. Was der Markt jetzt fürchte, sei eine Implosion in den Bilanzen der Banken, sagte Stanzl. Die Investoren warteten nun auf Klarstellungen der großen Geldhäuser, ob und in welchem Ausmaß die Probleme von SVB Financial auch auf sie zutreffen.
Nachdem bereits in Asien die Börsen im Sog der SVB-Aktien nachgaben, ging der Ausverkauf bei den europäischen Finanzwerten weiter. Der Bankenindex rutschte um 3,7 Prozent ab. Im Dax büßte die Deutsche Bank rund sieben Prozent ein. Auch Societe Generale und BNP Paribas in Paris, Barclays in London und Santander in Madrid verloren zwischen knapp vier und mehr als fünf Prozent. In Zürich markierten die Titel der krisengeplagten Credit Suisse zwischenzeitlich ein Rekordtief von 2,46 Franken, halbierten ihre Verluste dann aber auf noch gut drei Prozent. Aktien der Commerzbank konnten sich ebenso von ihren Tiefstständen lösen und lagen noch rund zwei Prozent im Minus. Die Bank teilte mit, kein korrespondierendes Risiko bezüglich der Turbulenzen um SVB für sich zu sehen.
(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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