Frankfurt (Reuters) - Am Montag wird der Dax Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge niedriger starten.
Frankfurt (Reuters) – Die Energiekrise und die Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen steigender Zinsen halten die Anleger in Europa zum Wochenstart fest im Griff.
Der Dax fiel am Montag in der Spitze um 2,1 Prozent auf 13.262 Punkte. Der EuroStoxx50 ging ebenfalls zwei Prozent auf bis zu 3658 Zähler in die Knie. “Die Kombination aus einem Stimmungsumschwung nach beunruhigenden Zahlen von der Inflationsfront und dem Abprallen der Indizes an starken Widerständen sorgt für Gewinnmitnahmen nach einer, trotz widriger Rahmenbedingungen doch erstaunlichen Erholungsrally”, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets.
Zudem werde die Angebotsknappheit bei Gas die Inflation in Europa auf hohem Niveau halten. “Die ersten Rechnungen der Gasversorger sind da und schockieren ihre Empfänger”, betonte Molnar. Dies drücke die Konsumbereitschaft der Verbraucher und wirke sich auch auf das Investitionsverhalten von Unternehmen aus.
Die Furcht vor Engpässen trieb zum Wochenanfang den Gaspreis weiter nach oben. Der europäische Future stieg in der Spitze um knapp 13 Prozent auf 289 Euro je Megawattstunde. Der russische Exporteur Gazprom hatte am Freitag angekündigt, Deutschland werde zum Monatswechsel erneut vorübergehend kein Gas durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 erhalten. Vom 31. August bis zum 2. September werde der Pipelinebetrieb wegen Wartungsarbeiten unterbrochen.
Die Verschärfung der Energiekrise setzte dem Euro zu. Die Gemeinschaftswährung gab um bis zu 0,5 Prozent auf 0,9988 Dollar nach und fiel damit erneut unter die Parität zum Dollar.
Am Rohölmarkt gerieten die Preise unter Druck, weil Investoren von einer Abschwächung der Konjunktur durch aggressive Zinserhöhungen der US-Notenbank ausgingen. Rohöl der Sorte Brent aus der Nordsee gab bis zu 2,3 Prozent auf 94,53 Dollar pro Barrel nach. Auch bei den Aussichten für die Konjunktur in China sahen Investoren dunkle Wolken aufziehen. Befürchtet wurde deswegen eine nachlassende Nachfrage nach Kraftstoff vom weltweit größten Ölimporteur. Nervös machte Börsianer die Senkung wichtiger Kreditzinsen durch Chinas Notenbanker. Anleger sahen durch die Konjunkturhilfe die Immobilienkrise im Land und die stockende Erholung der Wirtschaft von den Corona-Restriktionen ins Rampenlicht gerückt.
Neue Impulse erhofften sich Börsianer von dem Notenbanker-Treffen im amerikanischen Jackson Hole Ende der Woche. Der Chef der US-Notenbank Jerome Powell sei zuletzt auffällig vage bei der Frage geblieben, ob die Fed im Fall einer Rezession mit Zinserhöhungen fortfahren würde, wenn dies die Inflationslage erfordere, konstatierte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. “Falls er in dieser Frage Klarheit schaffen will, wäre Jackson Hole ein guter Anlass.”
Die Furcht vor weiteren Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank ungeachtet zunehmender Rezessionsgefahren heizte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel an. “Bei den hohen Inflationsraten müssen weitere Zinsschritte folgen”, sagte Nagel der “Rheinischen Post” in einem am Wochenende veröffentlichten Interview. “Die Inflation in den Industriestaaten lässt sich nicht so einfach besiegen und zeigt sich im Augenblick noch resistent gegenüber den Zinserhöhungen”, sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG.
Bei den Einzelwerten ließ die Gaskrise die Titel von Uniper um bis zu elf Prozent einbrechen. Bei dem derzeitigen Gaspreis könnte der Gasversorger 130 Millionen Euro Verlust pro Tag machen, konstatierten die Analysten der Credit Suisse. Die Anteilsscheine der Uniper-Mutter Fortum gaben an der Börse in Helsinki um bis zu sechs Prozent nach.
Gegen den Trend schnellten dagegen die Aktien von Fresenius nach einem überraschenden Chefwechsel um rund fünf Prozent nach oben. Der neue Chef Michael Sen sei als früherer Finanzvorstand bei E.ON und Chef von Siemens Healthineers allgemein bekannt und genieße bei Investoren hohes Ansehen, erklärten die Analysten vom Finanzhaus Berenberg.
(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)
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