Frankfurt (Reuters) - Vor der Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts wird der Dax am Freitag Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge niedriger starten.
Frankfurt (Reuters) – Die Spekulationen an den Börsen auf größere Zinssprünge in den USA reißen nicht ab.
Europas Aktienanleger zogen sich am Freitag weiter zurück: Dax und EuroStoxx50 verloren am Nachmittag jeweils rund 1,2 Prozent auf 13.752 Punkte und 3650 Zähler. Auch ein überraschend starker Stellenaufbau in den USA hellte die Stimmung nicht auf. Die US-Futures signalisierten eine erneut schwächere Eröffnung an der Wall Street.
“Die Stimmung an der Börse ist schlecht und im aktuellen Umfeld fehlen die Kaufanreize für Aktien”, sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets. Notenbank-Chef Jerome Powell hatte nach der Zinserhöhung um 50 Basispunkte am Mittwoch weitere Anhebungen im größeren Stil von 75 Basispunkten zunächst ausgeschlossen. Viele Anleger bezweifelten das allerdings und stellten sich darauf ein, dass die Inflations-Bekämpfung für die Fed Vorrang hat. “Die Börsianer trauen der Fed im Moment mehrheitlich nicht zu, dass sie gleichzeitig die Inflation bekämpfen und die Wirtschaft vor einem heftigen Absturz bewahren kann”, sagte Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Die Signale vom Arbeitsmarkt lieferten der Fed Experten zufolge auch kein Grund, den geldpolitischen Straffungskurs in Frage zu stellen. Im vergangenen Monat entstanden 428.000 neue Jobs, von Reuters befragte Volkswirte hatten lediglich mit 391.000 gerechnet.
ANLEGER SPEKULIEREN AUF STEIGENDE ZINSEN IM EURO-RAUM
Neben der US-Notenbank lässt aber auch das Vorgehen der Europäischen Zentralbank (EZB) in puncto Zinswende die Anleger nicht los. Spekulationen auf eine baldige Zinserhöhung im Euro-Raum nahmen zu, nachdem das französische EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau sich für ein Ende der Anleihenkäufe in der zweiten Jahreshälfte ausgesprochen hatte – was als Voraussetzung für eine Zinserhöhung gilt. Der Euro verteuerte sich in der Spitze um 0,4 Prozent auf 1,0580 Dollar, bröckelte im Verlauf aber auf 1,0553 Dollar ab.
Am Anleihenmarkt trennten sich die Investoren von Staatspapieren – dies trieb die Rendite der zehnjährigen deutschen Bonds auf 1,107 Prozent, den höchsten Stand seit September 2014. Die US-Pendants rentierten bei 3,118 Prozent. Mit steigenden Zinsen werden Anleihen im Vergleich zu Aktien zunehmend attraktiver für Investoren.
RTL KANN MIT UMSATZZAHLEN NICHT PUNKTEN
Adidas vergraulte die Anleger mit einem Gewinneinbruch zu Jahresbeginn und schraubte seine Ziele für 2022 zurück. Grund für den schwindenden Optimismus ist das Geschäft in China, das unter Boykottaufrufen gegen westliche Marken und den neuerlichen Corona-Lockdowns in großen Städten leidet. Die Aktien des Sportartikelkonzerns rutschten im Dax um 5,2 Prozent ab. Für die Aktien des Rivalen Puma ging es fast drei Prozent abwärts.
Im MDax musste RTL trotz eines Umsatzwachstums zum Jahresauftakt Federn lassen. Die Aktien des europäischen Fernsehkonzerns fielen um mehr als fünf Prozent auf 41,52 Euro, den niedrigsten Stand seit Januar 2021. Laut einem Händler lagen die Umsatzzahlen leicht unter den Markterwartungen. Ein Kursfeuerwerk zündete dagegen SAF Holland, die im SDax fast 14 Prozent auf 7,67 Euro zulegten. Der bayerische Lkw-Zulieferer hat nach einem Anstieg im ersten Quartal seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr erhöht.
An der Londoner Börse brockten ein überraschend hoher Quartalsverlust und gekappte Gesamtjahresziele IAG den größten Kursrutsch seit einem knappen halben Jahr ein. Die Aktien der British-Airways-Mutter rutschten in London um gut zwölf Prozent in den Keller. Der europäische Reiseindex gab zeitweise 2,5 Prozent nach.
Reuters, die Nachrichten- und Medienabteilung von Thomson Reuters, ist der weltweit größte internationale Multimedia-Nachrichtenanbieter, welche täglich mehr als eine Milliarde Menschen erreicht. Reuters bietet zuverlässige Geschäfts-, Finanz-, nationale und internationale Nachrichten über Thomson Reuters-Desktops, der weltweiten Medienorganisationen, sowie direkt an Verbraucher auf Reuters.com und über Reuters TV.