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Europas Börsen tiefrot – “Böse Erinnerungen an Finanzkrise”

Von:
Reuters
Aktualisiert: Mar 13, 2023, 11:06 GMT+00:00

Frankfurt (Reuters) - Am Montag wird der Dax Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge höher starten.

ARCHIV: Ein DAX-Logo ist auf dem Handelsparkett der Börse in Frankfurt abgebildet

Frankfurt (Reuters) – Sorgen um die Auswirkungen des Kollaps der US-Startup-Finanzierungsbank Silicon Valley Bank (SVB) machen den europäischen Börsen zu schaffen.

Der deutsche Leitindex Dax notierte am Montagvormittag 2,6 Prozent tiefer bei 15.021 Punkten, nachdem er zum Auftakt noch leicht im Plus gelegen hatte. Der EuroStoxx, verlor 2,9 Prozent auf 4108 Zähler.

Die Sicherung der Kundeneinlagen durch US-Behörden nach der Auflösung der SVB und der New Yorker Signature Bank hat Investoren anscheinend nicht beruhigt. “Die Art von Übernacht-Rettungs-Aktionen weckt böse Erinnerungen an die Finanzkrise von 2008”, sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. Die US-Regierung versuche zwar, die Krise zu isolieren und toxische Ansteckungseffekte zu vermeiden. Es sei aber alles andere als sicher, ob das auch funktioniert. “Der Markt vermutet, dass die Probleme, die bei der SVB sichtbar geworden sind, auch in anderen Bilanzen stecken, auch in jenen der ganz Großen.”

Die Futures der großen US-Indizes pendelten um die Null-Marke. Die Investoren hofften, dass das SVB-Debakel die US-Notenbank zu einer vorsichtigeren Geldpolitik mit kleineren Zinserhöhungen bewegen könnte. “Ein Schritt um 50 Basispunkte scheint sehr wahrscheinlich vom Tisch zu sein”, sagte Expertin Victoria Scholar vom britischen Online-Anlagedienst Interactive Investor. “Die Fed könnte sich sogar entscheiden, die Zinssätze zunächst überhaupt nicht zu ändern, um das Risiko von Ansteckungseffekten durch den Zusammenbruch der SVB im Zaum zu halten.”

Bankaktien im sturzflug

Der europäische Bankaktien-Index sackte 4,7 Prozent ab, der Index der Finanzdienstleistungsunternehmen verlor 3,3 Prozent. Unter Druck standen unter anderem die Papiere der Commerzbank, die in Frankfurt um knapp neun Prozent auf 10,42 Euro abstürzten. Deutsche Bank verloren 4,5 Prozent auf 10,18 Euro – das tiefste Niveau seit drei Monaten. In Zürich sackte die krisengeplagte Credit Suisse um 9,4 Prozent auf ein neues Rekordtief von 2,26 Franken ab. UBS fielen um knapp fünf Prozent auf 18,25 Franken. Auch andere Geldinstitute wie BNP Paribas und Societe General in Paris, ING und NN in Amsterdam sowie Banco BPM und UniCredit in Mailand verloren zwischen vier und acht Prozent.

Die Aktien der Bank of America gewannen dagegen im vorbörslichen Handel an der Wall Street rund drei Prozent, JPMorgan kletterten um knapp zwei Prozent.

DOLLAR UND ÖL IM MINUS – SCHNAPPCHENJÄGER TREIBEN BITCOIN AN

Die Sorgen um das Bankensystem drückten auch die US-Währung. Der Dollar-Index, der die US-Devise zu anderen wichtigen Währungen misst, verlor ein halbes Prozent auf 104,071 Punkte. Die Anleger deckten sich dagegen mit als sicherer Hafen geltenden Staatsanleihen ein. Im Gegenzug stiegen die Renditen. Die zehnjährigen Bunds rentierten mit 2,304 Prozent im Vergleich zu 2,496 Prozent am Freitag. Die Rendite der US-Bonds mit gleicher Laufzeit fiel auf 3,556 Prozent von zuvor 3,695 Prozent. Die Sorgen der Investoren drückten auch die Ölpreise. Die Nordsee-Sorte Brent und die leichte US-Sorte WTI verbilligten sich um jeweils knapp zwei Prozent auf 81,36 beziehungsweise 75,26 Dollar pro Barrel (159 Liter).

Bitcoin sprang dagegen um gut neun Prozent auf 21.940 Dollar. “Schnäppchenjäger befinden sich auf der Pirsch und nutzen die vermeintlich attraktiven Preisniveaus zum Einstieg in den Markt”, sagte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research. “In Sicherheit wiegen sollten sich diese allerdings nicht.” Der Kollaps der Kryptobank Silvergate hat Anleger Cyber-Devisen zuletzt nur mit spitzen Fingern anfassen lassen.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Über den Autor

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