Frankfurt (Reuters) - Am Dienstag wird der Dax Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge höher starten.
Frankfurt (Reuters) – Vor der angekündigten Verschärfung der Sanktionen gegen Russland wollen Anleger in Europa keine Risiken eingehen.
Der Dax gab am Dienstag 0,5 Prozent auf 14.440 Punkte nach. Der EuroStoxx50 verlor 0,8 Prozent auf 3920 Zähler. An der Wall Street kamen auch die US-Futures unter Druck.
Die EU-Kommission schlägt einem Insider zufolge neue Sanktionen vor, zu denen auch ein Kohle-Importembargo zählen soll. Auch die USA wollen den Druck erhöhen und haben die russische Regierung daran gehindert, fällige Zinszahlungen von mehr als 600 Millionen US-Dollar auf Fremdwährungsanleihen aus den bei US-Banken gehaltenen Reserven auszuzahlen.
“Russland muss sich entscheiden, ob es die verbleibenden wertvollen Dollarreserven aufbraucht oder neue Einnahmen erzielt, oder ob es in Verzug gerät”, sagte ein Sprecher des US-Finanzministeriums. Wird den Verpflichtungen nicht nachgekommen, droht Russland der erste Zahlungsausfall seit der Russischen Revolution 1917, als die Bolschewiken Schulden aus der Zarenzeit nicht anerkannten.
Die Tötung Hunderter Zivilisten in der ukrainischen Ortschaft Butscha und der anhaltende Krieg hatte international den Ruf nach schärferen Sanktionen verstärkt. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters aus Regierungskreisen unterstützt die Bundesregierung dabei den Vorschlag der EU-Kommission, dass es auch einen schrittweises Kohleembargo gegen Russland geben soll. Die EU-Kommission plädiert nach Reuters-Informationen dafür, die Einfuhr von Kohle, Holz, Zement, Gummi, Chemikalien und Luxuslebensmitteln wie Kaviar und Spirituosen wie Wodka zu verbieten. Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg betonte aber, dass ein Importstopp für russisches Gas nicht zur Debatte stehe.
ÖLPREIS ZIEHT ERNEUT AN
Die erwarteten Auswirkungen neuer Sanktionen trieben den Ölpreis erneut an. Rohöl der Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um mehr als zwei Prozent auf bis zu 109,90 Dollar pro Barrel. “Insbesondere die Frage, ob sich die EU-Staaten doch noch zu einem Energie-Embargo, welches wohl die weitreichendsten konjunkturellen Folgen haben dürfte, durchringen können, steht noch im Raum”, sagte You-Na Park-Heger, Analystin bei der Commerzbank.
Russland und die Ukraine haben einem russischen Medienbericht zufolge unterdessen ihre Verhandlungen fortgesetzt. Es würden intensive Gespräche per Videoschalte geführt, meldete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das russische Außenministerium.
FURCHT VOR LE PEN-WAHLSIEG DRÜCKT AKTIEN IN PARIS
Neue Umfrageergebnisse vor den Präsidentschaftswahlen in Frankreich sind unterdessen den französischen Anlegern auf den Magen geschlagen. Das Risiko eines Wahlsiegs der rechtsextremen Marine Le Pen gegen Amtsinhaber Emmanuel Macron ließ französische Staatsanleihen sowie Blue-Chip-Aktien abrutschen. Der französische Leitindex CAC 40 büßte bis zu 1,8 Prozent ein und hielt damit die rote Laterne in Europa. “Die Märkte sind wegen Le Pen aufgewacht”, sagte Jerome Legras, Experte bei Axiom Alternative Investments.
Die größten Verluste mussten französische Banken einstecken. So rutschten die Aktien der Societe Generale, Credit Agricole und BNP Paribas zwischen 4,1 und 6,0 Prozent ab. Unter die Räder gerieten auch die Anteilsscheine französischer Infrastrukturkonzerne. Aktien von Vinci und Eifage gaben mehr als vier Prozent nach. Händler führten dies auf Le Pens Vorschläge zur Verstaatlichung von Mautstraßen zurück.
SIXT PRESCHT VOR – SHOP APOTHEKE ÜBERZEUGT
Bei den Einzelwerten konnten unterdessen vor allem die Firmen zulegen, die einen positiven Ausblick lieferten. So katapultierte sich Sixt mit einem Kursplus von bis zu 8,2 Prozent an die Spitze im MDax. Europas größter Autovermieter hat zu Jahresbeginn wieder schwarze Zahlen geschrieben und hält an seiner Jahresprognose fest. Ein Händler bescheinigte dem Konzern einen “starken Start” ins Jahr. Auch Shop Apotheke punktete bei Anlegern mit einer Bestätigung der Jahresziele nach einem Umsatzplus im ersten Quartal. Die Aktie des Online-Arzneimittelhändlers schoss um bis zu 16 Prozent nach oben.
(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)
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