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Neue Sanktionsforderungen gegen Russland belasten Europas Börsen

Von:
Reuters
Aktualisiert: Apr 4, 2022, 16:06 GMT+00:00

Frankfurt (Reuters) - Am Montag wird der Dax Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge höher starten.

A DAX logo is pictured at the trading floor of the stock exchange in Frankfurt

Frankfurt (Reuters) – Die Forderung nach neuen Sanktionen gegen Russland wegen des Vorwurfs von Kriegsverbrechen in der Ukraine setzt den Aktienmärkten in Europa zu.

Angesichts der unsicheren Aussichten wollten Anleger kein Risiko eingehen und hielten zum Wochenstart die Füße still. Der Dax schwankte leicht und lag Montagnachmittag etwas schwächer bei 14.438 Punkten. Auch der EuroStoxx50 präsentierte sich wenig verändert mit einem Plus von 0,1 Prozent auf 3921 Zählern. US-Futures deuteten auf einen leicht festeren Handelsstart an der Wall Street hin.

“Noch ist nicht klar, wie weitere und neue Sanktionen gegen Russland aussehen könnten”, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager vom Vermögensverwalter QC Partners. “Vor diesem Hintergrund fällt es vielen schwer, mutig Aktien zu kaufen.” Weitere Sanktionen würden den enormen wirtschaftlichen Druck auf Russland wegen seines Einmarsches in der Ukraine noch verstärken. “Ich denke, kurzfristig wird der entscheidende Faktor sein, was mit den Sanktionen passiert, ob sie ihren Höhepunkt erreicht haben oder nicht”, sagte Mark Haefele, Investmentchef bei UBS Global Wealth Management.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat wegen des Vorwurfs russischer Kriegsverbrechen weitere Sanktionen gegen Russland angekündigt. Die Ukraine macht russische Truppen für den Tod von zahlreichen Zivilisten in der Stadt Butscha nördlich von Kiew verantwortlich. Großbritannien und Frankreich setzen sich ebenfalls für neue Sanktionen ein.

Vor diesem Hintergrund warteten Investoren auch gespannt darauf, ob Russland seine Auslandsschulden weiter bedient. Am Montag muss Russland 552 Millionen Dollar für eine 2022 fällige Euro-Anleihe und 84 Millionen Dollar für eine 2042 fällige Euro-Anleihe zahlen. Seit Beginn der Invasion in der Ukraine hat Russland bislang drei fällige Zinszahlungen für Fremdwährungsanleihen geleistet und damit eine Staatspleite abgewendet.

EURO UNTER DRUCK – GOLD GEFRAGT

Die Forderungen nach einer Verschärfung der Sanktionen gegen Russland setzten auch dem Euro zu. Die Gemeinschaftswährung gab 0,5 Prozent auf bis zu 1,1002 Dollar nach. “Noch mehr Sanktionen heißen freilich auch, dass das Risiko steigt, dass in Europa die Versorgung mit Energie abreißt”, sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Damit erhöhe sich für den Euro das Risiko einer deutlichen Schwäche.

Die wachsende Unsicherheit ließ Anleger dagegen bei Gold zugreifen. Der Preis des Edelmetalls zog um 0,4 Prozent auf 1932 Dollar pro Feinunze an.

SCHWANKENDE ÖLPREISE

Von den Marktschwankungen blieb auch der Rohölmarkt nicht verschont. Die erneut hochgekochte Furcht vor Engpässen ließ Rohöl der Nordsee-Sorte Brent um bis zu 1,4 Prozent auf 105,88 Dollar pro Barrel steigen. Die Ankündigung einer Rekordfreigabe der US-Ölreserven durch US-Präsident Joe Biden hatte den Preis für Brent-Rohöl vergangene Woche um 13 Prozent gedrückt. “Diese kurzfristige Maßnahme, die auf niedrigere Ölpreise abzielt, löst das langfristige Problem nicht”, sagte Analyst Naeem Aslam vom Brokerhaus Avatrade. Die Freigabe werde das Angebotsdefizit zwar lindern, aber nicht beseitigen, konstatierte auch der Ölmakler PVM. “Vor diesem Hintergrund muss man schon sehr mutig sein, um darauf zu wetten, dass die Ölpreise wieder unter 100 Dollar pro Barrel fallen werden”, sagte PVM-Analyst Stephen Brennock.

DELIVERY HERO ZIEHT AB

Bei den Einzelwerten drängte sich Delivery Hero ins Rampenlicht. Der Essenslieferdienst will es mit neuen Krediten im nächsten Jahr in die schwarzen Zahlen schaffen. Anleger zeigten sich über die Ankündigung hocherfreut und schickten die Aktie mit einem Kursplus von bis zu 14 Prozent an die Spitze der Dax-Gewinner. Die neue Prognose für das Geschäftsjahr 2023 zeige den Weg der Gruppe zur Rentabilität auf und verdeutliche das Engagement des Managements für dieses Ziel, erklärten die Analysten der Investmentbank Jefferies. “Die heutige Ankündigung zerstreut die wichtigsten Bedenken der Investoren bezüglich der Illiquidität und sollte sich positiv auf den Aktienkurs auswirken.” Seit Jahresbeginn hat sich der Aktienkurs dennoch mehr als halbiert.

Rückenwind gab es an der Börse auch für Bayer. Studienergebnisse zu einem neuartigen Gerinnungshemmer bescherten dem Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzern ein Kursplus von bis zu 3,4 Prozent auf 65,14 Euro. Auch an anderen Handelsplätzen waren Gesundheitswerte gefragt, der entsprechende Branchenindex legte mehr als ein Prozent zu. Roche profitierte von der Zusage der US-Arzneimittelbehörde FDA, die Zulassung eines Medikaments zur Behandlung von schwer erkrankten Covid-19-Patienten vorrangig zu prüfen. Die Aktien des Schweizer Konzerns legten mehr als zwei Prozent zu.

Auf den Verkaufszetteln der Anleger standen dagegen Aktien von Nordex. Die Anteilsscheine des Windturbinenherstellers gaben in der Spitze rund sechs Prozent nach, nachdem die Firma am Wochenende einen Hacker-Angriff offengelegt hat. “Warten wir ab, wie sich die Sache entwickelt”, sagte ein Händler.

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