Frankfurt (Reuters) - Am Freitag wird der Dax Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge höher starten.
Frankfurt (Reuters) – Der unklare Zinskurs der EZB angesichts des anhaltenden Inflationsdrucks in der Euro-Zone hat die Dax-Anleger vorsichtig gestimmt.
Der deutsche Leitindex notierte am Freitag mit 15.561 Zählern nur knapp im Plus, nachdem er in dieser Woche bereits fast vier Prozent in die Höhe geklettert war. Der EuroStoxx50 notierte 0,2 Prozent fester. “Die Inflation setzt sich immer mehr fest”, urteilte Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. “Die EZB ist zu Recht beunruhigt. Sie sollte ihre Leitzinsen weiter anheben.”
Laut einer ersten Schätzung des Statistikamts Eurostat hat sich die Inflation im Euroraum im März dank rückläufiger Energiepreise zwar kräftig auf 6,9 Prozent abgeschwächt. Die Kernrate, in der die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak ausgeklammert sind, nahmen jedoch weiter zu auf 5,7 Prozent. So leicht lasse sich die Inflation nicht in die Knie zwingen, konstatierte Christian Henke vom Broker IG.
EURO ZUM WOCHENSCHLUSS SCHWÄCHER
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Kampf gegen die hohe Teuerung die Zinsen seit Juli 2022 bereits sechs Mal in Folge angehoben – zuletzt Mitte März um 0,50 Prozentpunkte. Angesichts der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor hatte EZB-Chefin Christine Lagarde angekündigt, dass die Währungshüter vorerst auf Sicht fahren wollen. Einen konkreten Zinsausblick für die nächsten Sitzungen legten sie nicht vor. Der Euro, der in dieser Woche deutlich angezogen war, verlor am Freitag 0,2 Prozent auf 1,0883 Dollar.
Wie es um die Teuerung in den USA bestellt ist, dürfte sich am Nachmittag zeigen. Erwartet werden die Februar-Daten des Preisindex der persönlichen Konsumausgaben (PCE), das bevorzugte Inflationsmaß der Notenbank Federal Reserve (Fed). Die Januar-Zahlen hatten eine starke Beschleunigung der Verbraucherausgaben gezeigt. Anleger fürchten, dass der Preisdruck – trotz der Probleme im Finanzsektor – weitere Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed nach sich ziehen könnte. Zuletzt hatte die Fed den Leitzins um einen Viertel-Prozentpunkt auf die neue Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent gesetzt.
Unter den Einzelwerten sorgte der Kauf des französischen Biotechunternehmen Polyplus durch Sartorius für Gesprächsstoff. Ein Händler bezeichnete die Übernahme für 2,4 Milliarden Euro als “zu teuer”. Die Aktien des Laborausrüsters rauschten in der Spitze knapp acht Prozent nach unten und waren der mit Abstand größte Verlierer im Dax. Die Transaktion soll im Laufe des dritten Quartals 2023 abgeschlossen werden. Zur Finanzierung werde man einen Überbrückungskredit von der US-Investmentbank JP Morgan bekommen, erklärte Sartorius. Dieser solle langfristig refinanziert werden, möglicherweise auch zum Teil mit Eigenkapital.
Auf Talfahrt ging es auch für Jungheinrich, die trotz einer kräftigen Steigerung von Umsatz und Gewinn 2022 im MDax zeitweise neun Prozent im Minus lagen. Der Margenausblick für 2023 sei den Anlegern nicht gut genug, sagte ein Börsianer. “Die Erwartungshaltung war hoch.” Der Konzern rechnet mit einer Ebit-Rendite von 7,3 Prozent bis 8,1 Prozent nach 8,1 Prozent im Jahr 2022.
Enttäuscht zeigten sich die Investoren auch von Nordex. Der Windturbinenhersteller hat im vergangenen Jahr seinen Umsatz zwar gesteigert. Im operativen Geschäft (Ebitda) verzeichnete die Firma 2022 aber einen Verlust von 244 Millionen Euro – nach einem Plus von knapp 53 Millionen Euro im Jahr zuvor. Die Aktien fielen um rund fünf Prozent.
(Bericht von: Daniela Pegna, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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