Frankfurt (Reuters) - Am Freitag wird der Dax Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge höher starten.
Frankfurt (Reuters) – Vor der mit Spannung erwarteten Rede von US-Notenbank-Chef Jerome Powell haben die Dax-Anleger am Freitag die Finger von Aktien gelassen.
Der Dax lag am Freitag mit 13.229 Punkten 0,3 Prozent im Minus, der EuroStoxx50 gab 0,4 Prozent nach. Anleger rätseln, ob die Fed unter ihrem Chef Jerome Powell im September erneut einen sehr kräftigen Zinsschritt nach oben machen oder die Zinszügel etwas weniger stark anziehen wird. “Im Großen und Ganzen bezweifeln wir, dass Powell zum jetzigen Zeitpunkt viele Prognosen abgeben kann”, sagt Markt Dowding von BlueBay Asset Management. “Die Entwicklung der Zinssätze wird letztendlich davon abhängen, wie schnell der Inflationsdruck in den kommenden Monaten nachlassen wird.”
Unter Anlegern geht die Furcht um, dass die einflussreichste Notenbank der Welt mit einem zu aggressiven Kurs eine Rezession auslösen könnte. Seit der Zinswende im März hat die Fed das geldpolitische Niveau stetig erhöht. Es liegt in einer Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent. An der Wall Street zeichnete sich eine leicht schwächere Eröffnung ab.
Am Devisenmarkt agierten die Anleger ähnlich zurückhaltend wie am Aktienmarkt. Der Dollar-Index verlor 0,2 Prozent auf 108,2670 Punkte. Der Euro notierte mit 1,0007 Dollar nur knapp über der Parität zur US-Währung. Zu Wochenbeginn war er mit 0,9899 Dollar auf den niedrigsten Wert seit 20 Jahren gefallen. Neben dem wachsenden Zinsabstand zum Dollar lastet auf der Gemeinschaftswährung auch die Sorge, die Wirtschaft im Euro-Raum könnte aufgrund des Ukraine-Krieges und der damit verbundenen Energiekrise deutlich ins Wanken geraten. “Eine Rezession in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion wird immer wahrscheinlicher”, konstatierten die Analysten der LBBW in einem Kommentar.
Die Kauflaune in Deutschland fiel angesichts der steigenden Energiepreise und hohen Inflation auf ein Rekordtief. Das Barometer der Nürnberger GfK-Marktforscher signalisierte für September einen überraschend starken Rückgang um 5,6 Zähler auf minus 36,5 Punkte. Und ein Ende der galoppierenden Preise für Gas und Strom ist nicht in Sicht. Der europäische Gas-Future notierte deutlich über 300 Euro je Megawattstunde. Anleger fürchten den Ausfall russischer Gaslieferungen, da Gazprom vergangene Woche angekündigt hatte, zum Monatsende erneut vorübergehend den Betrieb der Pipeline Nord Stream 1 wegen Wartungsarbeiten zu unterbrechen. Auch beim Strompreis ging es erneut aufwärts: Der Kontrakt zur Lieferung von einer Megawattstunde im Jahr 2023 stieg um 6,2 Prozent auf ein frisches Rekordhoch von 828 Euro.
Gefragt war ebenfalls das Nordseeöl Brent. Ein Fass verteuerte sich in der Spitze um knapp zwei Prozent auf 101,21 Dollar. Spekulationen auf ein verknapptes Angebot trieben die Preise, da sich die Opec zuletzt offen für weitere Produktionskürzungen gezeigt hatte.
Unter den Einzelwerten rückten im Dax die Aktien des VW-Hauptaktionärs Porsche SE-Aktien in den Fokus. Sie legten um 3,8 Prozent zu. Volkswagen gewannen 3,4 Prozent. Die Vorbereitungen für einen Teilbörsengang des Sportwagenbauers Porsche AG gehen in die heiße Phase. Bereits kommende Woche sollen die Vorstände des Mutterkonzerns Volkswagen und seines Hauptaktionärs Porsche SE die Weichen für das milliardenschwere Projekt stellen, wie Reuters von mehreren mit den Vorgängen vertrauten Personen erfuhr. Laut Händlern machten im Markt Spekulationen die Runde, dass Porsche bei einem IPO mit bis zu 85 Milliarden Euro bewertet werden könnte.
An der Londoner Börse sorgte die Aussicht auf eine Übernahme durch das kanadische Softwarehaus OpenText für ein Kursfeuerwerk bei Micro Focus. Die Aktien des Softwareunternehmens mit Sitz in Großbritannien schossen um mehr als 90 Prozent in die Höhe. OpenText hatte mitgeteilt, es wolle Micro Focus für 532 Pence je Aktie übernehmen. Die Aktien von Micro Focus waren am Donnerstag mit 267,80 Pence aus dem Handel gegangen. Im MDax kletterten Software AG zeitweise um 1,4 Prozent in die Höhe. Die Aktien von SAP im Dax verloren dagegen 0,6 Prozent.
(Bericht von: Daniela Pegna, redigiert von Jörn Poltz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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