Frankfurt (Reuters) - Am Dienstag wird der Dax Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge erneut niedriger starten.
Frankfurt (Reuters) – Am Tag vor dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) wächst die Nervosität der Anleger.
Dax und EuroStoxx50 notierten am Mittwochvormittag je 0,5 Prozent tiefer bei 12.810 und 3483 Zählern. “Es könnte sein, dass die Notenbanker in Frankfurt auf den Inflationsbekämpfungskurs ihrer Kollegen in Washington einschwenken und die Zinsen um 75 Basispunkte und dann nochmal jeweils um 50 Basispunkte bei den verbleibenden Sitzungen in diesem Jahr anheben”, sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst beim Handelshaus CMC Markets. “Das dürfte die Diskussionen über Länge und Stärke der Rezession in Europa weiter verstärken und auch für lange Gesichter an der Börse sorgen.”
Die Aussicht auf eine forsche US-Notenbank schürte auch an den Rohstoffmärkten die Angst vor einer Rezession. Der Ölpreis fiel im Zuge dessen auf den niedrigsten Stand seit sieben Monaten. Am Abend (MESZ) wird der Konjunkturbericht der Fed, bekannt als Beige Book, erwartet. In Asien trübten Konjunkturdaten aus dem Reich der Mitte die Stimmung. Chinas Exportwachstum schwächte sich im August ab, da die steigende Inflation die Auslandsnachfrage bremste und neue Covid-Einschränkungen und Hitzewellen die Produktion störten. Das machte Aktien von Luxusmarken wie Louis-Vuitton-Eigner LVMH, Gucci-Mutter Kering und Hermes zu schaffen, die stark von der chinesischen Nachfrage abhängig sind.
ASIATISCHE WÄHRUNGEN UND METALLE AUF TALFAHRT
An den Devisenmärkten blieb der Dollar-Index in Reichweite seines frisch erreichten 20-Jahres-Hochs. Das zwang Währungen in Asien in die Knie: der japanische Yen fiel zur US-Devise auf ein 24-Jahres-Tief, ebenso sah es bei Malaysias Ringgit aus. Der philippinische Peso markierte ein Rekordtief. Verschiedene Regierungsvertreter äußerten sich angesichts der rasanten Abwertungen besorgt. Mögliche Währungsinterventionen dürften jedoch nur schwer Erfolg haben, da der Dollar angesichts der aggressiven Fed auf breiter Basis an Stärke gewinne, sagten Strategen.
An den Metallbörsen ging es mit den Preisen aufgrund der Dollar-Aufwertung ebenfalls bergab. Aluminium fiel um 0,8 Prozent auf 2243 Dollar pro Tonne und damit auf den niedrigsten Stand seit April 2021. Kupfer verbilligte sich um 1,2 Prozent auf 7593 Dollar je Tonne. Europäische Hütten haben mit steigenden Energiepreisen zu kämpfen.
Angesichts gut gefüllter Lager in Europa schwindet zumindest die Furcht vor Gas-Engpässen im Winter. Der europäische Erdgas-Future sank den zweiten Tag in Folge und verbilligte sich um fünf Prozent auf 226 Euro je Megawattstunde. In Reaktion auf den erneuten Lieferstopp russischen Erdgases durch die Pipeline Nord Stream 1 hatte sich der Kontrakt am Montag auf 284 Euro je Megawattstunde sprunghaft verteuert.
CREDIT SUISSE SENKT DEN DAUMEN FÜR UNIPER
Im Energiesektor fielen die Aktien von Uniper um 11,5 Prozent auf ein Rekordtief von 4,19 Euro. Die Analysten von Credit Suisse senkten ihre Bewertung auf “Underperform” von “Neutral” mit Kursziel vier Euro. Das staatliche Rettungspaket reiche nicht aus, um den Gasversorger vor weiteren Verlusten zu bewahren, hieß es zur Begründung. Nach Begebung einer Pflichtwandelanleihe zur Finanzierung der angekündigten Komplett-Übernahme von Siemens Gamesa gaben Siemens Energy um mehr als sechs Prozent nach. “Die neue Finanzierung für Gamesa kommt nicht überraschend, der Verwässerungseffekt ist dennoch negativ für den Kurs”, sagte ein Händler.
Lufthansa-Aktien zogen um zweieinhalb Prozent an. Der größte Aktionär Klaus-Michael Kühne will seine Beteiligung an der Fluggesellschaft nun doch weiter aufstocken. Erst vor kurzem hatte er einer Übernahme des restlichen Staatsanteils von knapp zehn Prozent eine Absage erteilt.
(Bericht von Anika Ross, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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