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Rezessionsangst erfasst Börsen erneut – “Toxischer Cocktail”

Von:
Reuters
Aktualisiert: Jun 13, 2022, 16:06 GMT+00:00

Frankfurt (Reuters) - In Erwartung wichtiger US-Konjunkturdaten wird der Dax Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge am Mittwoch niedriger starten.

ARCHIV: DAX-Logo auf dem Handelsparkett der Börse in Franfurt am Main, Deutschland, 29. Dezember 2017. REUTERS/Ralph Orlowski

Frankfurt (Reuters) – An der Börse macht das “R”-Wort wieder die Runde: Ein eventuell beschleunigtes Zinserhöhungstempo der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) schürten am Montag Ängste vor einer Rezession.

Neue Lockdowns in Teilen der chinesischen Hauptstadt Peking drückten zusätzlich auf die Stimmung.

Daraufhin fielen Dax und EuroStoxx50 um jeweils etwa 2,5 Prozent auf 13.427,03 beziehungsweise 3505,57 Punkte. An der Wall Street notierte der US-Standardwerteindex Dow Jones mit 30.493,07 Zählern zeitweise so niedrig wie zuletzt vor eineinhalb Jahren. “Die Kombination aus einer kollabierenden Konsumlaune, unerwartet hohem Preisdruck und der Erwartung von Aktionismus der Fed ergibt einen besonders toxischen Cocktail”, schrieben die Analysten der Rabobank. Die US-Notenbank berät am Mittwoch über ihre Geldpolitik.

Verschärft wurde die Nervosität von einer Entwicklung am US-Anleihemarkt, die eine nahende Rezession signalisiert. Dort warfen zweijährige Staatsanleihen mit zeitweise 3,26 Prozent so viel ab wie zuletzt vor 14-1/2 Jahren und mehr als ihre zehnjährigen Pendants. Diese rentierten bei 3,155 Prozent. Dieses Phänomen heißt im Fachjargon inverse Zinskurve. Europäische Staatsanleihen standen ebenfalls unter Druck, wodurch die Rendite vergleichbarer Bundestitel auf ein Acht-Jahres-Hoch von 1,637 Prozent stieg. Der Euro wertete um 0,8 Prozent auf 1,0427 Dollar ab.

HALBER ODER DREIVIERTEL PROZENTPUNKT?

Vor dem Hintergrund der zuletzt erneut gestiegenen US-Inflation werde die Fed die Zinsen wohl auf absehbare Zeit in Schritten von jeweils einem halben Prozentpunkt anheben und die für September erhoffte Erhöhungspause auslassen, prognostizierte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades. “Es gibt sogar eine Außenseiterchance auf eine Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte am Mittwoch.” Dies hievte den Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, um bis zu 0,6 Prozent auf ein 19-1/2-Jahres-Hoch von 105,07 Punkten.

Dies setzte den Finanzwerten beiderseits des Atlantik zu. Der europäische Banken-Index fiel um 2,4 Prozent. US-Konkurrenten wie Bank of America, Citigroup oder JPMorgan büßten bis zu drei Prozent ein. Gleichzeitig wuchs die Sorge vor einer Serie von Zahlungsausfällen bei europäischen Unternehmen. Der iTraxx European Crossover Index, der die Kosten für die Absicherung von Anleihen europäischer Unternehmen gegen Zahlungsausfall mit Hilfe von Credit Default Swaps (CDS) widerspiegelt, stieg um bis zu 7,4 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 535,41 Punkten.

ROHSTOFFE UND KRYPTOWÄHRUNGEN EBENFALLS AUF TALFAHRT

An den Rohstoffmärkten waren die Pessimisten ebenfalls in der Überzahl. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 1,1 Prozent auf 120,65 Dollar je Barrel (159 Liter). Der Preis für das Industriemetall Kupfer fiel um gut zwei Prozent auf 9250 Dollar je Tonne. Wegen der Dollar-Stärke, die Gold für Investoren außerhalb der USA unattraktiver macht, konnte sich nicht einmal die “Antikrisen-Währung” dem Abwärtstrend entziehen und büßte 2,4 Prozent auf 1826 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) ein. Die Indizes für die europäische Öl- und Gasbranche sowie den Bergbausektor fielen um jeweils rund drei Prozent.

Noch steiler abwärts ging es für Bitcoin und Ethereum. Die beiden Kryptowährungen steuerten mit Verlusten von bis zu 23 Prozent auf 22.590 Dollar beziehungsweise von gut 30 Prozent auf 1165 Dollar auf den jeweils größten Tagesverlust seit dem Börsen-Crash vom März 2020 zu. Neben der Rezessionsangst machten Probleme des auf Kryptowährungskredite spezialisierten Finanzdienstleisters Celsius Investoren nervös. “In der Kryptowelt bricht alles zusammen und es wird noch schlimmer”, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com.

Über den Autor

Reuterscontributor

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