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Rezessionsangst drückt Europas Börsen auf Ein-Monats-Tief

Von:
Reuters
Aktualisiert: Apr 25, 2022, 18:34 GMT+00:00

Frankfurt (Reuters) - Zum Auftakt einer Woche mit zahlreichen Firmenbilanzen und Konjunkturdaten wird der Dax Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge am Montag niedriger starten.

ARCHIV: Das DAX-Logo auf dem Handelsparkett der Börse in Frankfurt, Deutschland, 29. Dezember 2017.

Frankfurt (Reuters) – Die Furcht vor einer Rezession zieht zum Wochenstart Europas Finanzmärkte weiter nach unten.

Vor allem die Sorgen über eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums in China und zugleich zügig steigenden Zinsen in den USA überschatteten die Erleichterung über den Wahlsieg des französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Der Dax gab in der Spitze um zwei Prozent auf 13.863 Punkte nach. Der EuroStoxx50 fiel am Montag um bis zu 2,6 Prozent auf 3740 Punkte und damit ebenfalls auf den niedrigsten Wert seit mehr als einem Monat. Auch in den USA deuteten die US-Futures auf einen anhaltenden Ausverkauf an der Wall Street hin.

“Die neue Geschichte dreht sich heute um China, und der Markt ist sehr besorgt über die Auswirkungen auf die Lieferketten”, sagte Roland Kaloyan, Aktienstratege bei der Societe Generale. Nach Dutzenden Coronafällen in Chinas Hauptstadt Peking wächst die Furcht vor einem Lockdown wie in der Wirtschaftsmetropole Shanghai. “In China fällt der Regierung keine Alternative zu ihrer Zero-Covid-Strategie ein”, erklärten die Analysten der LBBW. “Shanghai bleibt abgeriegelt, die Häfen dicht und die Schiffs-Staus werden immer länger.”

ROHSTOFFE UNTER DRUCK

Vor diesem Hintergrund gerieten vor allem Sektoren unter Druck, die von der Nachfrage aus China besonders abhängig sind. Titel aus der Luxusbranche wie Hermes und LVMH gaben mehr als drei Prozent nach. Die Aussicht auf eine nachlassende Nachfrage bei Rohstoffen bescherte dem europäischen Index für Bergbauwerte mit einem Einbruch um sechs Prozent sogar den größten Rückgang seit dem Absturz wegen der Corona-Pandemie im März 2020. Das Industriemetall Kupfer verbilligte sich um mehr als zwei Prozent auf 9887 Dollar je Tonne und die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 4,5 Prozent auf 101,84 Dollar je Tonne.

“Es scheint jetzt nicht mehr die Frage, ob, sondern nur noch wie stark eine Rezession in Europa ausfallen wird”, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. “Und selbst für die noch relativ stabile US-Wirtschaft ist ein solches Szenario nicht mehr ausgeschlossen.” Zu den wenigen positiven Nachrichten des Tages zählte der überraschende Anstieg des Ifo-Index, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt. “Der erste Kriegsschock scheint sich etwas gelegt zu haben, aber angesichts der Vielzahl bestehender Risiken scheint es zu früh, bereits vom Beginn einer Trendwende zu sprechen”, warnte LBBW-Analyst Elmar Völker mit Blick auf den Ukraine-Krieg.

FADER BEIGESCHMACK BEI MACRONS SIEG

Selbst die Wiederwahl des französischen Präsidenten Emmanuel Macron hellte die Stimmung kaum auf. “Dass über 40 Prozent der Wähler einer Europa-Gegnerin ihre Stimme gaben, bedeutet, dass spätestens alle fünf Jahre in Frankreich ein erhebliches Event-Risiko für den Euroraum und seine Gemeinschaftswährung anstehen wird”, warnte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Außerdem steige die Wahrscheinlichkeit, dass nach der US-Notenbank Fed und der Bank von England (BoE) auch die Europäische Zentralbank (EZB) bald die Zinswende einleitet, gab Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank, zu bedenken.

Vor diesem Hintergrund flohen Investoren in “sichere Häfen” wie die Weltleitwährung. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg um bis zu 0,7 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 101,75 Punkten. Die Nachfrage nach Bundesanleihen drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf 0,894 Prozent.

PHILIPS UND VALNEVA AUF TALFAHRT

Am Amsterdamer Aktienmarkt fielen die Titel von Philips nach einem enttäuschenden Quartalsergebnis um bis zu 12,8 Prozent auf ein Fünfeinhalb-Jahres-Tief von 24,55 Euro. Austausch und Reparatur der fehlerhaften Beatmungsgeräte kosteten die Medizintechnik-Firma mehr als gedacht, monierten die Analysten der Bank JPMorgan. Darüber hinaus habe sich das US-Justizministerium in die Angelegenheit eingeschaltet. Ihre Kollegen der Credit Suisse wiesen darauf hin, dass Philips allein dank Lizenzeinnahmen beim operativen Ergebnis die Erwartungen leicht übertroffen habe.

Unter Verkaufsdruck gerieten auch die Papiere von Valneva, die sich in Paris um mehr als 15 Prozent verbilligten. Die EU-Zulassung des Coronavirus-Vazins der Pharmafirma wird sich wohl verzögern, weil die Arzneimittel-Agentur EMA weitere Informationen angefordert hat. Dieser Totimpfstoff, der mit Hilfe jahrzehntelang bewährter Verfahren hergestellt wird, könnte Experten zufolge diejenigen zu einer Impfung bewegen, die den neuartigen mRNA-Vakzinen von BioNTech & Co skeptisch gegenüberstehen.

Über den Autor

Reuterscontributor

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