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Zins- und Konjunktursorgen haben Europas Börsen fest im Griff

Von:
Reuters
Aktualisiert: Apr 22, 2022, 21:51 GMT+00:00

Frankfurt (Reuters) - Zum Abschluss der Börsenwoche wird der Dax Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge niedriger starten.

ARCHIV: Das DAX-Logo auf dem Handelsparkett der Börse in Frankfurt, Deutschland, 29. Dezember 2017. REUTERS/Ralph Orlowski

Frankfurt (Reuters) – Die Furcht vor deutlichen US-Zinserhöhungen vertreibt Anleger aus den europäischen Finanzmärkten.

“Aktien und Anleihen werden simultan verkauft”, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. “Alles, was in irgendeiner Weise Zinsrisiko hat, fliegt aus den Depots.”

Dax und EuroStoxx50 fielen am Freitag um jeweils etwa 2,5 Prozent auf 14.142 beziehungsweise 3842 Punkte. Der US-Standardwerteindex Dow Jones büßte 1,5 Prozent ein. Die Verkaufswelle am Bondmarkt trieb die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf ein Sieben-Jahres-Hoch von 0,973 Prozent. Ihre US-Pendants blieben mit 2,905 Prozent auf Tuchfühlung mit ihrem jüngsten Dreieinhalb-Jahres-Hoch.

Genährt wurden die Zinsspekulationen von US-Notenbankchef Jerome Powell, der für Mai eine Anhebung um einen halben Punkt signalisiert hatte. Die scharfe Reaktion der Börse sei aber etwas seltsam, da keine seiner Äußerungen überrascht hätten, sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Offenbar werteten Anleger den Tenor seiner Rede als Hinweis auf eine Serie von Zinserhöhungen um jeweils 50 Basispunkte. Die Experten der Investmentbank Nomura erwarten für Mai sogar einen Schritt von 0,75 Prozentpunkten. Vor diesem Hintergrund stieg der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, um bis zu 0,7 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 101,33 Punkten.

LOCKDOWNS IN CHINA TRÜBEN KONJUNKTURAUSSICHTEN

Sorgen bereitete Börsianern neben dem Krieg in der Ukraine die Pandemie-Beschränkungen in China. “Ursprünglich sollte es nur ein kurzer Lockdown für Shanghai sein”, sagte Analyst Wenyu Yao von der Bank ING. “Jetzt dauert er schon über einen Monat und niemand weiß, wann er endet.”

Ein möglicher Rückgang der China-Nachfrage schlug sich in den Rohstoffpreisen nieder. Das Industriemetall Kupfer verbilligte sich um 0,8 Prozent auf 10.206 Dollar je Tonne. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee gab 1,7 Prozent auf 106,52 Dollar je Barrel (159 Liter) nach. Für Letztere sei dies aber nur ein kurzfristiger Rücksetzer, gab Analyst Stephen Brennock vom Brokerhaus PVM Oil Associates zu bedenken. “Ein EU-Boykott russischer Energielieferungen wird zwangsläufig zu höheren Preisen führen.”

SAP ENTTÄUSCHT MIT GEWINN – AUSBLICK BELASTET GAP

Am deutschen Aktienmarkt gehörte SAP zu den Verlierern. Die Titel des Software-Konzerns fielen wegen eines rückläufigen operativen Gewinns um zwei Prozent auf 97,57 Euro. “Allerdings sieht das Bild unter Herausrechnung der Belastungen durch die Schließung des Russland-Geschäfts besser aus”, sagte DZ Bank-Analyst Armin Kremser. Positiv seien zudem die trotz dieser Ausfälle bekräftigten Gesamtjahresziele.

An der Wall Street brachen Gap um rund 18 Prozent ein. Wegen der schwächelnden Konjunktur und Problemen bei der Marke Old Navy rechnet die Modefirma für das erste Quartal mit einem Rückgang der Erlöse um bis zu etwa 15 Prozent. Bislang war ein Minus im hohen einstelligen Prozentbereich angekündigt worden. Er halte die aktuellen Kursverluste aber für eine Kaufgelegenheit, schreibt Analyst David Swartz vom Research-Haus Morningstar. Gap sei weit davon entfernt in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten zu geraten.

Im Sog von Gap gaben Abercrombie & Fitch, Aerican Eagle, Urban Outfitters und der “Calvin Klein”-Mutter PVH bis zu 7,5 Prozent nach.

 

(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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