Frankfurt (Reuters) - Am Dienstag wird der Dax Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge nach der Anordnung zur Entsendung von russischen Soldaten in die Ost-Ukraine erneut niedriger starten.
Frankfurt (Reuters) – Nach der Talfahrt der vergangenen Tage schöpfen die Anleger in Europa zur Wochenmitte wieder Mut.
Der Dax zog am Mittwoch rund ein Prozent auf 14.845 Punkte an, der EuroStoxx50 legte 1,4 Prozent auf 4042 Zähler zu. “Die Indizes reagieren wie ein Gummiseil, an dem man zu sehr gezogen hat”, sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst vom Handelshaus CMC Markets. “Die Kurse springen zurück, anstatt ins Bodenlose zu fallen.” Die Eskalation in der Ukraine-Krise hatte den deutschen Leitindex am Vortag auf bis zu 14.358 Punkte abrutschen lassen, bevor der Erholungskurs einsetzte.
“Die Börsianer haben ihren ersten Schreck überwunden”, konstatierte auch Thomas Altmann, Portfoliomanager vom Vermögensverwalter QC Partners. Im Fokus stünde nun die Bewertung der wirtschaftlichen Auswirkungen der westlichen Sanktionen gegen Russland. “Solange sich die Situation in der Ukraine permanent ändert, werden die Schwankungen an den Börsen hoch bleiben.”
ÖLPREISRALLY PAUSIERT
Mit Erleichterung reagierten die Anleger auch am Rohölmarkt. Experten rechneten nicht damit, dass die erste Welle der westlichen Sanktionen gegen Russland wegen der Entsendung von Truppen in die Ostukraine die Ölversorgung beeinträchtigen werden. Der Preis für die Rohölsorte Brent aus der Nordsee gab 0,7 Prozent auf 96,15 Dollar pro Barrel nach. Die Angst vor Lieferausfällen als Folge der Eskalation der Ukraine-Krise hatte den Preis am Vortag bis dicht unter die psychologisch wichtige Marke von 100 Dollar getrieben.
“Die Nato-Verbündeten halten einige Strafmaßnahmen als Verhandlungsmasse zurück, was auch bedeutet, dass die Tür zur Diplomatie noch offen ist”, sagte Vandana Hari, Gründerin des Ölmarktanalyseanbieters Vanda Insights. Zudem sorge die Aussicht auf wieder steigende iranische Ölexporte für Erleichterung. “Diese beiden Faktoren werden die Rohölpreise in einer Bandbreite halten und Brent vorerst von der 100-Dollar-Marke fernhalten.”
Auch bei anderen Rohstoffen pausierte die Preisrally. Allerdings entfernte sich der Preis für Aluminium mit 3300 Dollar pro Tonne nicht weit von seinem 13-Jahres-Hoch. Der Bergbaukonzern Rio Tinto warnte davor, dass die US-Sanktionen gegen Russland die Aluminiumversorgung beeinträchtigen könnten. Die Preise für Nickel und Zinn gaben ebenfalls nur leicht nach. Händler blieben in Alarmstimmung und behielten die Lage in der Ukraine im Blick.
FLATEXDEGIRO IM RAMPENLICHT
Bei den Einzelwerten beflügelten Übernahmespekulationen die Aktien von FlatexDegiro. Die Aktien des Brokerhauses steuerten mit einem Plus von bis zu 21 Prozent auf den größten Tagesgewinn seit mehr als zwölf Jahren zu. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge haben einige Finanzinvestoren ein Auge auf das Unternehmen geworfen. Sie prüften eine Komplettübernahme, um Flatex anschließend von der Börse zu nehmen. Das Unternehmen sei offen für eine Offerte.
Unterdessen schob der geplante milliardenschwere Börsengang des Sportwagenbauers Porsche AG erneut die Holding Porsche SE an. Die Aktien des Mehrheitsaktionärs von Volkswagen, zu dessen Marken die Porsche AG gehört, stiegen um 4,6 Prozent auf 94,96 Euro, nachdem sie am Dienstag bereits gut elf Prozent zugelegt hatten.
An der Börse in Mailand beschleunigten die Aktien von Stellantis ihren Erholungskurs. Nach einem überraschend starken operativen Ergebnis steuerte die Aktie mit einem Plus von 5,4 Prozent auf den größten Tagesgewinn seit drei Monaten zu. Der französische Lebensmittelkonzern Danone überzeugte die Anleger unterdessen mit einem über den Erwartungen liegenden Umsatz im Weihnachtsquartal. Die Aktien des weltgrößten Joghurtherstellers legten in der Spitze um 4,9 Prozent zu.
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