Frankfurt (Reuters) - Zum Wochenschluss werden Anleger am deutschen Aktienmarkt auf Stimmungsindikatoren aus der Wirtschaft und weitere Firmenbilanzen achten.
Frankfurt (Reuters) – Die europäischen Börsen haben nach einem überraschend starken Anstieg von US-Verbraucherdaten deutlich nachgegeben.
Der Dax ging am Freitag 1,7 Prozent tiefer bei 15.209,74 Punkten aus dem Handel. Der EuroStoxx verlor 1,9 Prozent auf 4178,82 Zähler. Bis zum Vormittag hatten sich beide Indizes noch stabil gezeigt. Die wichtigsten US-Börsen rutschten bis zu 1,9 Prozent ab.
Der Preisindex für die persönlichen Konsumausgaben (PCE) – der als Lieblingsindex der Notenbank Fed angesehen wird – stieg im Januar um 0,6 Prozent nach 0,2 Prozent im Dezember. Auch die US-Konsumausgaben stiegen im Januar mit 1,8 Prozent stärker als erwartet. Analysten hatten mit 1,3 Prozent gerechnet. “Dies deutet eindeutig darauf hin, dass die Fed mehr zu tun hat”, sagte der Analyst Phil Blancato von Ladenburg Thalmann Asset Management. Anfang Februar hatten die Währungshüter den Schlüsselsatz lediglich um 0,25 Prozentpunkte erhöht. Nun kann man Blancato zufolge mit einem Anstieg des Leitzinses in Höhe von 0,50 Prozentpunkten im März rechnen.
Außerdem zeigten sich die Folgen des Ukraine-Kriegs für die deutsche Wirtschaft deutlicher als angenommen: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank von Oktober bis Dezember überraschend stark um 0,4 Prozent zum Vorquartal.
“Die größte Sorge der Investoren ist nun, dass die Fed bei der Bekämpfung den Bogen überspannt und die Wirtschaft in eine zwar jetzt noch nicht erkennbare, aber dann nicht mehr vermeidbare Rezession führt”, erklärte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst beim Broker CMC Markets.
Die Zinserhöhungsängste der Anleger trieben den Dollar-Index, der die Devise zu anderen wichtigen Währungen misst, mit zeitweise 105,32 Punkten auf den höchsten Stand seit sieben Wochen. Im Gegenzug verlor der Euro zeitweise 0,5 Prozent gegenüber dem Dollar und fiel damit auf den niedrigsten Stand seit Anfang Januar. An den Anleihemärkten stieg die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe um sechs Basispunkte auf 3,955 Prozent. Außerdem schloss Bundesbank-Präsident Joachim Nagel angesichts des anhaltend kräftigen Inflationsdrucks weitere deutliche Zinserhöhungen im Euroraum nach März nicht aus.
Bei den Einzelwerten kündigte BASF angesichts mauer Geschäftsaussichten an, 2600 Stellen streichen zu wollen und mehrere Anlagen in Ludwigshafen zu schließen. Daraufhin brachen die Anteilsscheine des Chemiekonzerns um knapp acht Prozent ein und waren größter Verlierer im Dax.
Zudem nahmen Anleger nach einem kritischen Magazinbericht und wachsenden Drucks von Hedgefonds bei Nagarro Reißaus. Die Aktien des Münchner Software-Entwicklers brachen um bis zu 17 Prozent auf 90,10 Euro ein, so stark wie noch nie seit der Abspaltung vom ehemaligen Mutterkonzern Allgaier Ende 2020.
Elekta stiegen nach einem überraschend starken Quartalsergebnis in Stockholm auf den höchsten Stand seit etwas mehr als einem Jahr. Die Titel des schwedischen Herstellers von Strahlentherapie-Geräten gewannen bis zu 11,7 Prozent.
(Bericht von Nette Nöstlinger und Anika Ross, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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