Frankfurt (Reuters) - Anleger sehen nach einem geringer als erwarteten US-Stellenaufbau im Mai eine Zinsstraffung in weitere Ferne rücken
Der US-Dollar geriet am Freitag nach den Arbeitsmarktdaten unter Druck, im Gegenzug sprang der Euro auf 1,2174 Dollar nach zuvor 1,2112 Dollar. An den Aktienmärkten gab es weniger Bewegung, jedoch verfestigte sich die freundliche Tendenz.
Der Dax stieg um 0,1 Prozent auf 15.650 Punkte und blieb damit auf Tuchfühlung mit seinem Allzeithoch. Der EuroStoxx50 kletterte auf 4082 Zähler. An der Wall Street ging es vorbörslich ebenfalls nach oben.
Die Lage am US-Arbeitsmarkt hat sich im Mai deutlich verbessert – allerdings nicht so stark wie erhofft. Es entstanden 559.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft. Von Reuters befragte Ökonomen hingegen hatten sogar mit 650.000 gerechnet. Die Arbeitslosenquote sank zugleich von 6,1 auf 5,8 Prozent. “Der ADP-Bericht hatte auf eine deutlich größere Beschäftigungssteigerung hingewiesen, und viele Marktteilnehmer werden sich in der Folge bereits positioniert haben”, sagte Helaba-Experte Ralf Umlauf. “Insofern enttäuscht das Ergebnis, obwohl sich die Verbesserung des Arbeitsmarktes eindrücklich fortsetzt.”
JOBDATEN NEHMEN SCHWUNG AUS TAPERING-DEBATTE
Bis die Fed substanzielle Fortschritte bei ihrem Beschäftigungsziel feststelle, dürfte es daher noch dauern, konstatierte Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. “Eine Tapering-Diskussion wird kaum schon auf der Juni-Sitzung angestoßen werden.” Auch für Euro-Zone sehen Experten keinen Handlungsdruck für die Währungshüter um Notenbankchefin Christine Lagarde. “Es ist zu früh für die EZB, auch nur ansatzweise eine Straffung der Geldpolitik anzudeuten, selbst wenn sich das Wirtschaftswachstum verbessert”, schrieben die Analysten von BCA Research in einem Kommentar. “Während die Gesamtinflation im Mai über das Zwei-Prozent-Ziel der Zentralbank gestiegen ist, stieg die Kerninflation nur auf 0,9 Prozent.”
An den Anleihemärkten gingen die Renditen der zehnjährigen US-Treasuries auf 1,601 Prozent von 1,627 Prozent zurück. An den Rohstoffmärkten verteuerte sich die Feinunze Gold um 0,9 Prozent auf 1889 Dollar.
QUARANTÄNEPFLICHT FÜR REISEZIELE DRÜCKT BRITISCHE AIRLINES
Unter Druck gerieten die Aktien britischer Fluggesellschaften. Aktien von British Airways-Besitzer IAG, Wizz Air und easyJet rutschten bis zu drei Prozent ab, nachdem Großbritannien sieben Länder auf seine “rote Liste” gesetzt hat. Bei einer Reise in eines der Länder, darunter Ägypten und Sri Lanka, ist bei der Rückkehr nach England eine Hotelquarantäne erforderlich. Auch die Papiere von Ryanair sackten ebenfalls ab, halbierten ihre Verluste aber auf 0,6 Prozent. Chef Michael O’Leary blickt optimistisch auf die Sommersaison. “Wenn die Menschen im Juli und August reisen, wird es keine Einschränkungen für Reisen nach und von, zwischen, Großbritannien und Europa geben, aufgrund des Erfolgs der Impfstoffe und der Tatsache, dass die Impfstoffe gegen diese Variante wirksam sind”, sagte der Ryanair-Chef der BBC.
Am deutschen Aktienmarkt feierten Anleger den Aufstieg von Auto1 in den Nebenwerte-Index MDax. Die Aktien des Online-Gebrauchtwagenhändlers kletterten um 2,7 Prozent. Dafür musste der Chipzulieferer Siltronic weichen. Im SDax muss der Autozulieferer Leoni seinen Platz für den Softwareentwickler Nagarro räumen. Leoni-Aktien fielen um rund zwei Prozent. Die Änderungen werden zum 21. Juni wirksam.
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