Frankfurt (Reuters) - Kurz vor dem Beginn der US-Bilanzsaison für die Großbanken bleibt die Stimmung am deutschen Aktienmarkt vorsichtig optimistisch.
Frankfurt (Reuters) – Starke Quartalsergebnisse von US-Großbanken geben den europäischen Aktienmärkten einen Schub nach vorne.
Der Dax und der EuroStoxx50 notierten am Freitagnachmittag jeweils 0,6 Prozent höher bei 15.817 beziehungsweise 4389 Punkten.
Die Investoren zeigten sich erleichtert, dass die jüngste Nervosität im Finanzsektor weiterhin leicht nachlässt. Die US-Geldhäuser haben im ersten Quartal von der Zinswende der US-Notenbank Fed profitiert. Branchenprimus JP Morgan steigerte seinen Quartalsgewinn dank eines hohen Zinsüberschusses um 52 Prozent auf 12,6 Milliarden Dollar. Beim Rivalen Wells Fargo wuchs der Gewinn um 32 Prozent auf fünf Milliarden Dollar. “Die ersten Banken-Geschäftszahlen in der neuen Berichtsaison deuten darauf hin, dass US-Finanzinstitute die Auswirkungen der restriktiveren Geldpolitik der Fed besser als erwartet verkraftet haben”, sagte Stuart Cole, leitender Makroökonom beim Maklerunternehmen Equiti Capital.
RÜCKLÄUFIGE INFLATION WECKT HOFFNUNG
Auch gute Konjunkturdaten aus den USA konnten die Inflations- und Zinssorgen der Anleger erst einmal vom Tisch wischen, fasste Marktstratege Christian Henke vom Finanzdienstleister IG zusammen. Investoren hoffen, dass die die US-Notenbank nur noch kleinere Zinsanhebungen vornehmen wird, nachdem sowohl die Inflationsraten als auch die Erzeugerpreise in den Vereinigten Staaten zuletzt rückläufig waren.
Nun konzentrieren sich die Investoren auf die US-Einzelhandelsumsätze und die von der Universität Michigan ermittelten Daten zum US-Verbrauchervertrauen, die am Freitagnachmittag veröffentlicht werden.
Die Aktien von Wells Fargo, Citigroup and JP Morgan gewannen im vorbörslichen Handel an der Wall Street zwischen zwei und sechs Prozent. Auch die Titel des Vermögensverwalters BlackRock gewannen nach Quartalszahlen vorbörslich 2,2 Prozent. Das trieb ebenfalls die Aktien europäischer Geldhäuser an. Der Stoxx-Index der Bankenwerte kletterte um 2,7 Prozent auf seinen höchsten Stand seit gut vier Wochen. In Frankfurt sprangen die Anteilsscheine der Deutschen Bank und der Commerzbank um jeweils mehr als vier Prozent in die Höhe.
Der aufkeimende Optimismus im Bankensektor setzte Anleihen zu. Im Gegenzug zu den fallenden Kursen stiegen die Renditen. Die zehnjährigen US-Treasuries mit der gleichen Laufzeit rentierten mit 3,490 Prozent nach zuvor 3,451 Prozent. Auch aus dem “sicheren Hafen” Gold zogen sich Anleger zurück. Das Edelmetall verbilligte sich um knapp ein Prozent auf 2023 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Gefragt waren dagegen Industriemetalle wie Kupfer, Zink, Zinn und Nickel, die um zwischen einem und drei Prozent zulegten.
Bei anderen Einzelwerten fielen Alstom aus den Depots. Die Papiere des Eisenbahnbauers verloren knapp vier Prozent auf 21,72 Euro. Finanzchef Laurent Martinez verlässt das Unternehmen, um ab dem 1. September die Rolle des CFO beim Telekommunikations-Konzern Orange zu übernehmen. Steil abwärts ging es ebenfalls für Superdry-Aktien in London, die um knapp 18 Prozent einbrachen. Die angeschlagene britische Modefirma hat ihre Prognose gesenkt und erwägt eine Kapitalerhöhung. Gefragt war dagegen die Aktie von Covestro, die rund zwei Prozent auf 36,61 Euro zulegte. Der Kunststoffhersteller hat trotz der flauen Chemie-Konjunktur und Belastungen durch hohe Energiepreise im ersten Quartal operativ mehr verdient als von Analysten erwartet.
(Bericht von Zuzanna Szymanska und Anika Ross. Redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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