Frankfurt (Reuters) - Angesichts eines anhaltenden Preisauftriebs und steigender Corona-Fälle bleiben die Anleger am deutschen Aktienmarkt auf der Hut.
Frankfurt (Reuters) – Die wieder grassierende Coronavirus-Pandemie und Zinserhöhungsängste schlagen europäischen Aktienanlegern auf die Stimmung.
Dax und EuroStoxx50 hielten sich am Mittwoch dennoch knapp im Plus bei 16.067,83 beziehungsweise 4347,23 Punkten. An der Wall Street bröckelte der US-Standardwerteindex Dow Jones dagegen um 0,1 Prozent ab.
“In den vergangenen Wochen haben die starken Geschäftszahlen die Rally befeuert”, sagte Analystin Daniela Sabin Hathorn vom Brokerhaus IG. “Es gibt aber Bedenken wegen der Entwicklung im Rest des Jahres.” Eine Abkühlung der Nachfrage würde die Fähigkeit der Unternehmen, steigende Preise an die Kunden weiterzugeben, schmälern.
Gleichzeitig bleibt der Teuerungsdruck hoch: In China stiegen die Erzeugerpreise auf den höchsten Stand seit 26 Jahren. In Deutschland trieben hohe Kosten für Energie die Inflationsrate auf ein 28-Jahres-Hoch von 4,5 Prozent. Jenseits des Atlantiks zogen die Preise im Oktober überraschend stark um 6,2 Prozent an, so stark wie zuletzt vor 31 Jahren. “Eigentlich war davon auszugehen, dass der Inflationsscheitel bereits hinter uns liegt – doch weit gefehlt”, sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank.
DOLLAR UND BOND-RENDITEN IM AUFWIND
Vor diesem Hintergrund flammten Spekulationen auf vorzeitige Zinserhöhungen der US-Notenbank wieder auf. Dies gaben der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, zusätzlichen Rückenwind. Er stieg um 0,7 Prozent auf 94,609 Punkte. Im Gegenzug fiel der Euro auf ein Eineinhalb-Jahres-Tief von 1,1509 Dollar. Staatanleihen flogen ebenfalls aus den Depots. Dadurch stieg die Rendite der zehnjährigen Bonds aus den USA und Deutschland auf plus 1,524 beziehungsweise minus 0,248 Prozent.
Inflationsgeschützte Papiere blieben dagegen attraktiv. Die entsprechenden zehnjährigen Bundestitel rentierten mit minus 2,018 Prozent nur knapp über ihrem Rekordtief vom Dienstag. Die weitere Entwicklung hänge davon ab, ob der aktuelle Preisdruck vorübergehend sei, sagte Anlagestratege Jim Reid von der Deutschen Bank. “Das ist die Multi-Billionen-Dollar-Frage für 2022. So viel steht fest.”
Einige Investoren deckten sich zunächst mit der “Anti-Inflationswährung” Gold ein. Der Preis für das Edelmetall stieg um bis zu zwei Prozent auf ein Fünf-Monats-Hoch von 1868,20 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Rohstoff-Experte Alexander Zumpfe vom Edelmetallhändler Heraeus traut Gold einen Kurs von bis zu 1900 Dollar zu. Andere Anleger griffen zu Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum, die mit 69.000 beziehungsweise 4867,60 Dollar neue Rekordhochs erreichten.
ADIDAS-AUSBLICK ENTTÄUSCHT – JUST EAT TAKEAWAY IM MINUS
Adidas-Aktien gaben dagegen 3,7 Prozent nach. Nach einem Gewinnrückgang im Quartal äußert sich der Sportartikel-Hersteller zurückhaltender über die Gesamtjahres-Aussichten. Das sei nicht überraschend, kommentierten die Analysten der Bank Credit Suisse. Entscheidend sei, in welchem Umfang sich die aktuellen Liefer-Schwierigkeiten auf die Bilanz für 2022 auswirken würden.
Die Aussicht auf verschärften Wettbewerbsdruck brockte der “Lieferando”-Mutter Just Eat Takeaway in Amsterdam einen Kursverlust von gut drei Prozent ein. US-Rivale DoorDash will den finnischen Essenslieferanten Wolt für sieben Milliarden Euro schlucken und damit unter anderem in Deutschland Fuß fassen. Mit diesem Deal komme die internationale Expansion in Schwung, die sonst deutlich langwieriger wäre, kommentierte Analyst Jake Fuller vom Brokerhaus BTIG. DoorDash-Titel steuerten an der Wall Street mit einem Plus von rund 21 Prozent auf den zweitgrößten Tagesgewinn seit dem Börsengang Ende 2020 zu.
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