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Europas Anleger streifen Ölpreis-Schock ab – Dax auf Jahreshoch

Von:
Reuters
Aktualisiert: Apr 4, 2023, 13:46 GMT+00:00

Frankfurt (Reuters) - Nach dem leichten Rücksetzer zum Wochenanfang greifen Dax-Anleger wieder bei Aktien zu.

ARCHIV: Ein DAX-Logo ist auf dem Handelsparkett der Börse in Frankfurt abgebildet

Frankfurt (Reuters) – Ungeachtet der weiter steigenden Ölpreise haben Europas Anleger bei Aktien wieder zugegriffen.

Nach dem leichten Rücksetzer zum Wochenstart nahm der Dax am Dienstag wieder an Fahrt auf und kletterte um ein Prozent auf ein frisches Jahreshoch. Mit in der Spitze 15.736,56 Punkten notierte der deutsche Leitindex so hoch wie seit Mitte Januar vergangenen Jahres nicht mehr. Der EuroStoxx50 stieg um bis zu 0,8 Prozent auf 4347 Zähler.

“Grundsätzlich bleibt die Stimmung positiv und die deutlich anziehenden US-Futures ziehen den Markt mit hoch”, sagte ein Händler. Vor allem Technologiewerte erholten sich im vorbörslichen US-Handel, nachdem sie am Montag nachgegeben hatten. Das Ölkartell Opec+ hatte mit einer überraschenden Kürzung der Förderziele den Ölpreis zum Wochenstart um sechs Prozent nach oben getrieben und die Furcht vor einem erneuten Inflationsschub und länger steigenden Zinsen angefacht.

Die Stimmung hellte Börsianern zufolge auch ein Kommentar aus den Reihen der Bank of England (BoE) auf. Die britischen Währungshüter werden die Zinssätze wohl früher senken müssen als bisher angenommen, nachdem sie sie in den vergangenen Monaten trotz Anzeichen eines schwächeren Inflationsdrucks stark erhöht hatten, sagte die Geldpolitikerin Silvana Tenreyro.

ÖLPREISE STEIGEN WEITER

Zwar legten die Ölpreise weiter zu. Allerdings zogen die Sorte Brent und US-Leichtöl WTI mit jeweils rund ein Prozent auf 85,75 beziehungsweise 81,30 Dollar pro Barrel deutlich langsamer an als noch zu Wochenbeginn. “Der Schritt der OPEC+ ist besonders wenig hilfreich für die Zentralbanken, die sich zwar Sorgen um die anhaltende Inflation machen, aber zunehmend besorgt sind, die Zinsen von ihrem derzeitigen Niveau nach oben zu treiben”, sagte CMC Markets-Stratege Michael Hewson.

Angesichts der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor und den Abkühlungszeichen bei den Preissteigerungen in den vergangenen Monaten gehen Anleger davon aus, dass die Zentralbanken sich dem Ende des Zinserhöhungspfads im Kampf gegen die Inflation näherten. Dies bestärkten Zahlen aus der US-Industrie, die ihre Talfahrt im März beschleunigte.

Der Dollar-Index, der den Wert zu wichtigen Währungen wiedergibt, fiel zeitweise um 0,2 Prozent auf 101,78 Punkte. Im Gegenzug zog der Euro um bis zu 0,4 Prozent auf 1,0937 Dollar an. Das Pfund Sterling kletterte mit 1,2475 Dollar auf den höchsten Stand seit Juni 2022.

Inflation im blick

Für Beruhigung sorgten auch die etwas langsamer steigenden Erzeugerpreise im Euroraum, die auf einen nachlassenden Inflationsdruck hindeuteten. Die Hersteller in der Industrie erhöhten ihre Preise im Februar um 13,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat und damit etwas weniger als erwartet. Im Januar hatte das Plus noch bei 15,1 Prozent gelegen und im Dezember sogar bei 24,5 Prozent. Zum Vormonat sanken die Produzentenpreise im Februar zugleich überraschend deutlich um 0,5 Prozent. Auch die Inflationserwartungen der Verbraucher im Euro-Raum gingen leicht zurück.

Zugleich hat die kräftige Nachfrage aus den weltgrößten Volkswirtschaften USA und China die deutschen Exporte im Februar so stark steigen lassen wie seit zehn Monaten nicht mehr. Die führenden Institute haben Insidern zufolge ihre Konjunkturprognose für die deutsche Wirtschaft angehoben und rechnen nicht mehr mit einem Schrumpfen der Wirtschaft.

BAYER MIT PUNKTSIEG VOR US-GERICHT

Bei den Einzelwerten hatte ein Erfolg im Streit um Altlasten aus der Übernahme des Geschäfts mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten vom US-Pharmakonzern Merck & Co bei Bayer nur kurz einen positiven Einfluss auf den Kurs. Die Bayer-Akie gab im Handelsverlauf ihr Plus von zunächst bis zu 0,8 Prozent wieder ab. Ein Richter im US-Bundesstaat Delaware hatte eine Klage von Merck & Co abgewiesen, die darauf abzielte, dass Bayer die Haftung im Zusammenhang mit Klagen wegen mutmaßlich asbestverseuchtem Talkum-Puder übernimmt. “Bayer und seine erworbenen Rechtsstreitigkeiten, eine unendliche Geschichte, diesmal mit einem – vorläufigen – positiven Ausgang”, sagte ein Händler.

Rund ein Prozent nach oben ging es dagegen in Paris für L’Oreal. Der französische Kosmetikhersteller baut mit der Übernahme der australischen Marke Aesop sein Geschäft mit hochwertiger Kosmetik aus. Die Übernahme markiere einen Wechsel in der M&A-Strategie von L’Oreal, konstatierten die Analysten von Jefferies. In der Regel greife der französische Konzern zu Marken, die noch in einem früheren Entwicklungsstadium seien.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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