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Europas Anleger halten nach Frankreich-Wahl die Füße still

Von:
Reuters
Aktualisiert: Apr 11, 2022, 13:22 GMT+00:00

Frankfurt (Reuters) - Dax-Anleger lassen zum Wochenanfang zunächst die Finger von Aktien.

ARCHIV: Das DAX-Logo auf dem Handelsparkett der Börse in Frankfurt, Deutschland, 29. Dezember 2017. REUTERS/Ralph Orlowski

Frankfurt (Reuters) – Trotz des positiv aufgefassten Wahlergebnisses in Frankreich setzen sich Europas Anleger zum Wochenstart nicht “en Marche”.

Der Dax verlor bis Montagnachmittag 0,8 Prozent auf 14.163 Punkte. Der EuroStoxx50 gab 0,4 Prozent auf 3843 Zähler nach. In den USA deuteten die US-Futures ebenfalls auf einen schwächeren Handelsstart an der Wall Street hin.

Auch der von Amtsinhaber Emmanuel Macron erzielte Vorsprung bei der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl reiche nicht, um für große Erleichterung auf dem Parkett zu sorgen, sagte Thomas Altmann, Portfolio-Manager vom Vermögensverwalter QC Partners. “Dafür wiegen die anderen Themen aktuell zu schwer.” Vor allem die Angst vor weiter steigenden Inflationsraten und einer deutlich strafferen Geldpolitik der Notenbanken drücke die Stimmung. Vor diesem Hintergrund warteten die Anleger mit Spannung auf die US-Inflationsdaten sowie die Zinssitzung der Europäischen Zentralbank in dieser Woche.

EURO FESTER – RENDITEN ZIEHEN AN

Am Devisenmarkt zeigten sich Anleger zunächst erleichtert. Der Euro zog am Montag um bis zu 0,7 Prozent an, bevor er sich mit 1,0923 Dollar etwa 0,4 Prozent höher einpendelte. “Es ist etwas Unterstützung”, sagte Westpac-Stratege Imre Speizer mit Blick auf Macrons Vorsprung vor Le Pen. Ein überraschender Sieg von Le Pen am 24. April könnte Börsianern zufolge dem Euro vergleichbar zusetzen wie der Schock über das Brexit-Votum 2016 zum Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union dem Pfund Sterling.

“Während Macrons Vorsprung in der ersten Runde gegenüber Le Pen größer war als 2017, deuten die Umfragen auf ein viel engeres Rennen für die zweite Runde hin”, warnten indes die Analysten der Danske Bank. Die Rendite 10-jähriger französischer Anleihen zog auf bis zu 1,309 Prozent an und kletterte damit auf den höchsten Stand seit Mitte 2015. “Da Macrons Wiederwahl noch lange nicht sicher ist, werden die Märkte die Umfragen in den kommenden zwei Wochen genau beobachten.”

Auch in den USA setzte sich der Ausverkauf bei Anleihen fort. Im Gegenzug zog die Rendite der zehnjährigen Treasuries auf bis zu 2,784 Prozent an und damit auf den höchsten Stand seit mehr als drei Jahren.

SOCGEN PUNKTET MIT RÜCKZUG AUS RUSSLAND

Bei den Einzelwerten setzte sich die französische Großbank Societe Generale (SocGen) mit einem Kursplus von bis zu 8,2 Prozent ab. Das Institut kündigte an, ihre russische Tochter Rosbank und deren Versicherungstöchter an den russischen Milliardär Wladimir Potanin zu verkaufen und sich damit geordnet aus Russland zurückzuziehen. Dagegen fielen die Aktien des finnischen Reifen-Herstellers Nokian Tyres um fast 15 Prozent, nachdem der Konzern davor gewarnt hatte, dass die gegen Russland verhängten Sanktionen erhebliche Auswirkungen auf seine Produktion haben werden.

Am Rohstoffmarkt hinterließen die Sanktionen gegen Russland ebenfalls deutliche Spuren. So trieb der Ausschluss von russischem Palladium vom Handel in London den Preis des Edelmetalls weiter an. Das zur Herstellung von Autokatalysatoren benötigte Edelmetall verteuerte sich in der Spitze um bis zu 5,1 Prozent auf 2551 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). “Die Aussetzung der russischen Raffinerien verstärkt sicherlich die Bedenken der Marktteilnehmer, dass der Palladiummarkt in Zukunft stark unterversorgt sein wird”, sagte Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann. Wegen des russischen Einmarsches in der Ukraine waren russische Raffinerien vom Handel in London, dem größten Umschlagplatz für Metalle, am Freitag ausgesetzt worden.

Dagegen wirkte die Furcht vor Nachfrage-Ausfälle den Diskussionen um ein Ölembargo gegen Russland entgegen. Rohöl der Sorte Brent aus der Nordsee und US-Öl WTI gaben mehr als vier Prozent auf 98,38 Dollar und 93,78 Dollar pro Barrel nach. Investoren rechneten angesichts der Corona-Welle in China und den scharfen Restriktionen der Behörden zur Eindämmung mit einer Nachfragedelle. Im Blick behielten die Anleger insbesondere die Absperrungen in der Finanzmetropole Shanghai mit mehr als 26 Millionen Einwohnern. “Wenn die Omikron-Welle in China auf andere Städte übergreift, ist zu befürchten, dass die Null-Covid-Politik zu ausgedehnten Sperrungen führt, die sich negativ auf die Industrieproduktion und den Binnenkonsum auswirken”, sagte Jeffrey Halley, Marktanalyst beim Brokerhaus Oanda. Auch die Freigabe strategischer staatlicher Ölreserven dürfte die Marktverknappung in den kommenden Monaten etwas abmildern, sagte UBS-Analyst Giovanni Staunovo.

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