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Möglicher Pelosi-Besuch in Taiwan macht Anleger nervös

Von:
Reuters
Aktualisiert: Aug 2, 2022, 13:06 GMT+00:00

Peking (Reuters) - China steht nach eigenen Angaben in Kontakt mit den USA wegen des erwarteten umstrittenen Taiwan-Besuchs der US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi.

ARCHIV: Die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi (D-CA) während einer Pressekonferenz im US-Kapitol in Washington, USA

Frankfurt (Reuters) – Das Säbelrasseln im Vorfeld des möglichen Besuchs von US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi in Taiwan verschreckt die Anleger in Europa.

Börsianer fürchteten eine Eskalation der Spannungen zwischen den USA und China, sollte die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses im Rahmen ihrer Asien-Reise auch Taiwan besuchen, das von der Volksrepublik als Teil des eigenen Staatsgebiets betrachtet wird. Der Dax gab am Dienstag einen Teil der in der Vorwoche erzielten Gewinne wieder ab und notierte um bis zu 0,9 Prozent niedriger bei 13.352 Punkten. Der EuroStoxx50 büßte in der Spitze ebenfalls knapp ein Prozent auf 3673 Zähler ein.

Die Mehrheit der Investoren gehe zwar nicht von einer militärischen Eskalation zwischen den USA und China aus, sagte Jochen Stanzl, Analyst vom Brokerhaus CMC Markets. “Es könnte trotzdem ein Fehler sein, die Situation zu verharmlosen. Ein Angriff Russlands auf die Ukraine wurde im Vorfeld auch mehrheitlich als nicht wahrscheinlich angesehen.” China sieht Taiwan als Teil des eigenen Territoriums an und demonstriert mit Kampfflugzeugen und Kriegsschiffen in Grenznähe Stärke.

“SICHERE HÄFEN” GEFRAGT

Auch die Energiekrise trieb Investoren weiterhin um. Da der Nachrichtenfluss zum Thema Gas aber eine Verschnaufpause einlege, verlagere sich der Marktfokus auf das nächste potenzielle geopolitische Großereignis Taiwan, erklärten die Analysten der Commerzbank. Vor diesem Hintergrund flohen Anleger in “sichere Häfen” wie Staatsanleihen. Im Gegenzug fiel die Rendite der als Benchmark für den Euroraum angesehenen zehnjährigen deutschen Bonds um 4,5 Basispunkte auf 0,72 Prozent. Die Renditen langfristiger US-Staatsanleihen fielen auf ein Viermonatstief.

Zunehmende Rezessionsängste nach schwachen Konjunkturdaten zum Wochenstart setzten zudem dem Ölpreis weiter zu. Rohöl der Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um bis zu 1,5 Prozent auf 98,49 Dollar pro Barrel. Investoren fürchteten nach den Daten, die auf einen weltweiten Produktionsrückgang hindeuteten, einen globalen Wirtschaftsabschwung, sagte Analyst Edward Moya vom Broker Oanda. Zugleich rechneten sie mit einer höheren Ölproduktion nach der sehr guten Gewinnsaison für die Ölmultis.

BP-AKTIE GLÄNZT NACH REKORDGEWINN – HALBLEITER UNTER DRUCK

Bei den Einzelwerten glänzte BP mit dem besten Ergebnis seit 14 Jahren und überzeugte Anleger mit hochgeschraubter Dividende und Aktienrückkäufen. Die Titel des britischen Ölkonzerns zogen in London um bis zu 4,8 Prozent an, nachdem sich der Gewinn im zweiten Quartal auf 8,5 Milliarden Dollar verdreifacht hat und damit weit über den Erwartungen lag. Wie bei den Rivalen füllen gestiegene Ölpreise und hohe Raffineriemargen dem Unternehmen die Kassen.

Die geopolitischen Unsicherheiten setzten unterdessen Halbleiterwerte unter Druck. Die Titel von ASML, ASM International, BE Semiconductor und STMicroelectronics gaben zwischen knapp einem und mehr als drei Prozent nach. “Der Großteil der Chip-Produktion findet in Asien statt. Wenn es zu einem Eklat zwischen China und den USA kommt, wird das die geopolitische Unsicherheit in dieser Region erhöhen”, sagte Analyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets.

Trotz des offenbar krisenfesten Geschäfts fanden Anleger auch bei Symrise ein Haar in der Suppe. Nach deutlichen Zuwächsen im ersten Halbjahr hob der Duft- und Aromenhersteller seine Wachstumsprognose für das Gesamtjahr an. Die globale wirtschaftliche Lage könne dem Unternehmen scheinbar nichts anhaben, konstatierte Stratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. “Es ist weder von Lieferkettenproblemen noch von schwächelnder Nachfrage die Rede.” Der Kurs gab trotzdem um bis zu 3,9 Prozent nach. Ein Händler verwies darauf, dass ein schwächerer freier Cashflow von Analysten negativ gesehen werde.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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