Frankfurt (Reuters) - Die Überbewertungen bei den Preisen für Wohnimmobilien haben im vergangenen Jahr trotz des massiven Inflationsschubs angehalten.
Frankfurt (Reuters) – Die Überbewertungen bei den Preisen für Wohnimmobilien haben im vergangenen Jahr trotz des massiven Inflationsschubs angehalten.
In den Städten lagen die Wohnimmobilienpreise 2022 immer noch zwischen 25 und 40 Prozent über dem gerechtfertigten Niveau, wie die Bundesbank am Montag in ihrem Monatsbericht Februar unter Berufung auf aktuelle Schätzergebnisse mitteilte. Der kräftige Preisauftrieb habe noch bis zur Jahreshälfte angehalten. Danach sei es infolge der hohen Inflation und gestiegener Finanzierungskosten zu Preisrückgängen gekommen. “Angesichts der in der ersten Jahreshälfte noch kräftigen Preissteigerungen waren Wohnimmobilien in Deutschland im Jahresmittel etwa ebenso stark überbewertet wie zuvor”, schrieben die Bundesbank-Experten.
Die deutsche Notenbank warnt schon seit längeren vor den Risiken auf dem deutschen Immobilienmarkt. Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch hatte bei der Vorstellung des Finanzstabilitätsberichts im November darauf hingewiesen, dass zwar mehr und mehr Haushalte erwarteten, dass die Immobilienpreise nicht weiter ansteigen werden. Dennoch gebe es keine Hinweise auf einen Abbau von Überbewertungen.
Laut dem Monatsbericht hat sich der Finanzierungsspielraum für viele Kaufinteressenten von Wohnungen stark eingeengt. Die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte hätten zwar 2022 mit einer Steigerung von gut sieben Prozent stark zugelegt. Die hohe Inflation habe aber an der Kaufkraft gezehrt. Zudem habe sich der Zinssatz für Hypothekendarlehen auf Jahresdurchschnittlich 2,6 Prozent stark erhöht, was die Nachfrage nach Wohnimmobilien massiv gedämpft habe. “Unter dem Strich verschlechterte sich die Erschwinglichkeit von Wohnimmobilien deutlich und lag unterhalb ihres Niveaus vor Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09”, schreiben die Bundesbank-Experten.
Die Bundesbank führte in ihrem Bericht Berechnungen des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp) auf. Danach stiegen 2022 die Preise für Wohnimmobilien insgesamt um 9,0 Prozent. Die Teuerung habe sich auf die erste Jahreshälfte konzentriert. Im zweiten Halbjahr habe es dagegen Preisnachlässe gegeben. Laut Bundesbank zeigen wichtige Indikatoren an, dass der jahrelange Aufschwung am Wohnimmobilienmarkt inzwischen vorüber ist.
(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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