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Ukraine-Krieg zehrt an Nerven der Anleger – Inflationsangst steigt

Von:
Reuters
Aktualisiert: Mar 2, 2022, 17:08 GMT+00:00

Frankfurt (Reuters) - Eine Fülle von Sorgen zehrt an den Nerven der Anleger: Der Krieg in der Ukraine treibt die Rohstoffpreise, wodurch ein Inflationsschub bei gleichzeitiger Abkühlung der Konjunktur droht.

ARCHIV: DAX-Logo auf dem Handelsparkett der Börse in Franfurt am Main, Deutschland, 29. Dezember 2017. REUTERS/Ralph Orlowski

Frankfurt (Reuters) – Der Krieg in der Ukraine schickt Europas Börsen auf eine Berg- und Talfahrt.

So schürte die Rohstoffpreis-Rally am Mittwoch Konjunktur- und Inflationsängste. Unterstützt von Kursgewinnen der Wall Street konnten Dax und EuroStoxx50 ihre anfänglichen Verluste aber wettmachen. Sie legten bis zum Abend 0,7 Prozent auf 14.000,11 Punkte beziehungsweise 1,7 Prozent auf 3831,39 Zähler zu. Der US-Standardwerteindex Dow Jones rückte ebenfalls 1,7 Prozent vor.

“Wieder einmal keimt Hoffnung auf ein Ende des Krieges auf, nachdem beide Kontrahenten Bereitschaft für eine Fortsetzung der Verhandlungen signalisierten”, sagte Analyst Konstantin Oldenburger vom Online-Broker CMC Markets. “Endet aber auch dieses Treffen, sofern es denn überhaupt stattfindet, ohne Ergebnis und gehen die Angriffe Russlands auf die Ukraine mit unverminderter Härte weiter, dürfte der Dax schon morgen wieder die Reise gen Süden antreten.”

Unterdessen griff die Furcht vor einer Energiekrise in Europa weiter um sich. Der Preis für die Ölsorte Brent aus der Nordsee stieg um bis zu 8,5 Prozent und lag mit 113,94 Dollar je Barrel (159 Liter) so hoch wie zuletzt vor mehr als siebeneinhalb Jahren. “Das Öl-Embargo gegen Russland muss gar nicht mehr beschlossen werden, da sich schon jetzt keine Raffinerie mehr traut, russisches Öl zu kaufen, während eine Bank nach der anderen keine Finanzierungen mehr für Käufe für russisches Öl ausstellt”, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Die USA erwägen nach eigenen Angaben Sanktionen gegen die russische Öl- und Gasindustrie.

ERDGAS, KOHLE UND WEIZEN AUF REKORDHOCHS

Dies befeuerte die Rally bei Kohle und Erdgas. Die entsprechenden Terminkontrakte stiegen um rund 32 Prozent auf 263 Dollar je Tonne beziehungsweise gut 50 Prozent auf 185 Euro je Megawattstunde. Das ist in beiden Fällen ein Rekordhoch.

Der europäische Weizen-Future legte elf Prozent zu und war mit 390 Euro je Tonne ebenfalls so teuer wie nie. Da weder Russland noch die Ukraine Getreide aus der Schwarzmeer-Region exportieren könnten, falle etwa 30 Prozent des weltweiten Weizen-Nachschubs derzeit weg, rechnete Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch vor.

Bei Palladium liefert Russland Experten zufolge sogar etwa 40 Prozent des weltweiten Bedarfs. Das für Autokatalysatoren benötigte Edelmetall verteuerte sich um zwei Prozent auf 2634 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

WIE REAGIEREN EZB UND FED AUF DIE INFLATION?

Vor diesem Hintergrund stieg die Inflation in der Euro-Zone im Februar auf ein Rekordhoch von 5,8 Prozent und setzt die Europäische Zentralbank (EZB) rund eine Woche vor ihrer Ratssitzung unter Zugzwang. “Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass die EZB ihren heikelsten Moment vor sich hat”, sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. “Werden Inflationsrisiken oder wirtschaftliche Risiken stärker gewichtet?”

Die US-Notenbank halte an ihrem Plan einer ersten Zinserhöhung im März fest, sagte Fed-Chef Jerome Powell im Rahmen einer Anhörung vor dem Kongress. Er betonte, dass sein Haus dabei flexibel auf die Entwicklungen reagieren werde. Börsianer werteten dies als Zeichen für eine behutsame Straffung der Geldpolitik.

Erneut abwärts ging es für die russische Währung. Im Gegenzug stieg der Dollar im Moskauer Handel um knapp neun Prozent auf ein Rekordhoch von 110 Rubel. Da die dortigen Aktienmärkte erneut geschlossen blieben, mussten im Ausland notierte Papiere russischer Firmen Federn lassen. So stürzten die Titel der Sberbank und des Gaskonzerns Gazprom um 80 beziehungsweise 33 Prozent ab.

Gleichzeitig ließ die Nachfrage nach westlichen Rüstungswerten nach. Die geplante Aufstockung der Wehretats von Deutschland und anderen europäischen Nato-Staaten hatte Firmen wie Rheinmetall in den vergangenen Tagen Kursgewinne von mehr als 50 Prozent beschert. Die Aktien des Anbieters von “Leopard 2”-Panzern fielen um drei Prozent auf 151,80 Euro, nachdem sie zunächst auf ein Rekordhoch von 162,95 Euro gestiegen waren. In den USA rutschten die Papiere der Rivalen Lockheed Martin und Raytheon um 3,2 Prozent ab.

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Reuterscontributor

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