Frankfurt (Reuters) - Die rasche Ausbreitung der besonders ansteckenden Delta-Variante des Coronavirus macht Anleger nervös.
Diesseits des Atlantiks sorgten die nahenden geldpolitischen Beratungen der Europäischen Zentralbank (EZB) für zusätzliche Unruhe. Eine Kombination aus hohen Erwartungen, hohen Bewertungen und einer schwächelnden Konjunktur machten weitere Aktienkäufe unattraktiv, sagte Jeffrey Carbone, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Cornerstone.
Dax und EuroStoxx50 fielen am Dienstag um jeweils rund ein halbes Prozent auf 15.843,09 beziehungsweise 4226,05 Punkte. An der Wall Street büßte der US-Standardwerteindex Dow Jones 0,7 Prozent ein.
TAPERN ODER NICHT TAPERN – DAS IST HIER DIE FRAGE
Bei der EZB-Sitzung am Donnerstag drehe sich alles um Signale für eine Reduzierung der Wertpapierkäufe (Tapering), sagte Andrea Cicione, Chef-Anlagestratege des Research-Hauses TS Lombard. Sollten sich die Währungshüter für eine Drosselung des Notfall-Ankaufprogramms PEPP entscheiden, würden Investoren nach Hinweisen suchen, dass im Gegenzug andere Ankaufprogramme aufgestockt werden.
Die jüngsten Konjunkturdaten wie der enttäuschende ZEW-Index, der die Stimmung der deutschen Börsenprofis widerspiegelt, machten der EZB-Führung die Entscheidung nicht einfacher, warf Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank, ein. “Die Knappheit vieler Produkte und gestiegene Agrarpreise lassen die mittelfristigen Inflationsrisiken steigen, gleichzeitig kühlt sich die Konjunktur ab.”
Am Bondmarkt rechneten Anleger mit einer nachlassenden Notenbank-Nachfrage und trennten sich von europäischen Staatsanleihen. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf ein Zwei-Monats-Hoch von minus 0,313 Prozent. Die steigenden Renditen dämpften die Attraktivität von Gold, das keine Zinsen abwerfe, sagte Analyst Ole Hansen von der Saxo Bank. Das Edelmetall verbilligte sich um 1,4 Prozent auf 1798 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).
SOFTBANK STÖSST ZUM “TEAM TELEKOM”
Bei den Unternehmen rückte die Deutsche Telekom ins Rampenlicht. Der Konzern tauscht mit dem japanischen Technologie-Investor Softbank eigene Aktien in Anteile von T-Mobile. Der Deal sei vorteilhaft für die Telekom, da sie die Papiere des US-Mobilfunkers mit einem deutlichen Abschlag im Vergleich zum Schlusskurs vom Montag erhalte, konstatierte Analyst Ulrich Rathe von der Investmentbank Jefferies.
Gleichzeitig verkauft der Bonner Konzern sein gemeinsam mit Tele2 gehaltenes Niederlande-Geschäft für 5,1 Milliarden Euro an Finanzinvestoren. Dies sei mehr als erwartet, kommentierte Analyst Javier Correonero vom Research-Haus Morningstar. Die Einnahmen will die Telekom unter anderem dafür nutzen, um die Beteiligung an T-Mobile auf insgesamt 48,4 Prozent zu erhöhen. Längerfristiges Ziel ist den Angaben zufolge die Mehrheit.
Die Aktien der Telekom konnten ihre anfänglichen Gewinne von bis zu drei Prozent allerdings nicht halten und schlossen kaum verändert bei 17,91 Euro. Tele2-Titel stiegen in Stockholm zunächst auf ein Eineinhalb-Jahres-Hoch von 136,20 Schwedischen Kronen, rutschten anschließend aber 0,6 Prozent ins Minus. T-Mobile gewannen an der Wall Street 0,2 Prozent.
In Amsterdam reagierten die Papiere von KPN mit einem Kursplus von 4,3 Prozent auf den Verkauf von T-Mobile NL. Anleger seien erleichtert, dass der Mobilfunker entgegen früheren Medienberichten nicht an den indischen Konzern Reliance geht, sagten Börsianer. Dieser hätte voraussichtlich den Wettbewerbsdruck erhöht.
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