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BoJ steuert auf Kurskorrektur zu – “Kein großer Sprung Richtung Ausstieg”

Von:
Reuters
Veröffentlicht: Apr 11, 2023, 10:46 GMT+00:00

- von Leika Kihara Tokio/Berlin (Reuters) - Nach zehn Jahren hat Japans Notenbank einen neuen Chef, der den geldpolitischen Kurs neu justieren dürfte: Kazuo Ueda übernahm das Ruder von Langzeit-Gouverneur Haruhiko Kuroda, der die Bank of Japan (BoJ) konsequent auf Niedrig-Zinspolitik gepolt hatte.

BoJ steuert auf Kurskorrektur zu – “Kein großer Sprung Richtung Ausstieg”

– von Leika Kihara

Tokio/Berlin (Reuters) – Nach zehn Jahren hat Japans Notenbank einen neuen Chef, der den geldpolitischen Kurs neu justieren dürfte: Kazuo Ueda übernahm das Ruder von Langzeit-Gouverneur Haruhiko Kuroda, der die Bank of Japan (BoJ) konsequent auf Niedrig-Zinspolitik gepolt hatte.

Zwar hat Ueda bei seinem Amtsantritt betont, dass die ultralockere Geldpolitik vorerst angemessen bleibe. Zugleich warnte der 71-Jährige jedoch auch vor der Gefahr, eine Normalisierung zu spät einzuleiten. Manche Experten erwarten, dass er vor dem Hintergrund der voraussichtlich auch in Japan anziehenden Inflation vorsichtige Korrekturen vornehmen wird.

Im Fokus steht dabei die umstrittene Politik der Zinskurven-Steuerung – im Fachjargon als Yield-Curve-Control (YCC) bekannt. Dabei peilen die Währungshüter Zielmarken von minus 0,1 Prozent für die kurzfristigen Zinsen und null Prozent für die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen an. Kuroda verteidigte diese Linie stets, die laut Kritikern aber die Marktliquidität aushöhlt und den unerwünschten Kursrückgang des Yen verstärkt. “Anpassungen beim Prozedere der Yield-Curve-Control durch die Bank of Japan sind perspektivisch auf jeden Fall nötig”, meint Analyst Tobias Basse von der NordLB. Denn der ökonomische Nutzen durch die Fortsetzung der YCC rechtfertige nicht mehr den Aufwand, der durch die Umsetzung dieser Maßnahme entstehe. Da Ueda “als vorsichtiger Mensch” gelte, werde er aber wohl nichts überstürzen.

Inflationsprognose im fokus

Uedas Verweis auf die Gefahr einer zu späten Normalisierung der Geldpolitik deute daraufhin, dass eine kurzfristige Anpassung der YCC nicht vom Tisch sei, meint Ökonomin Naomi Muguruma von Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities: “Die BoJ wird wahrscheinlich diesen Monat ihre Verbraucherpreisprognosen anheben. Auf diese Weise könnte sie neue Orientierungslinien für die künftige Geldpolitik ziehen und die YCC im Sommer oder Herbst optimieren”, so die Prognose der Expertin.

Kräftige Lohnerhöhungen, die von Konzernen in diesem Jahr zugesagt wurden, sowie eine Erholung des privaten Konsums erhöhen laut Analysten die Wahrscheinlichkeit, dass die Inflation hoch bleibt. Die Notenbank hatte bislang jedoch signalisiert, dass ein nachhaltiges Erreichen ihres Ziels von 2,0 Prozent Inflation schwierig sein werde. Nun richten sich alle Blicke auf die neuen Prognosen der BoJ, die mit der ersten Zinssitzung unter Uedas Leitung Ende des Monats anstehen.

Die BoJ hatte zuletzt eine Inflation unter Ausschluss der schwankungsanfälligen Preise für verderblichen Lebensmittel und für Energie von 1,8 Prozent für das im April begonnene Haushaltsjahr veranschlagt. Diese soll sich im folgenden Jahr dann auf 1,6 Prozent verlangsamen. Da aber immer mehr Firmen ihre Preise und auch die Gehälter der Mitarbeiter anheben, könnte die Notenbank die Prognosen nach oben schrauben und die Inflation bis zum Fiskaljahr 2025 bei etwa 2 Prozent veranschlagen, sagen manche Analysten voraus: “Die Löhne steigen schließlich und die Inlandsnachfrage ist stabil”, meint Seisaku Kameda, ein ehemaliger Top-Ökonom der japanischen Notenbank. Die BoJ sehe möglicherweise bereits auf der übernächsten Sitzung im Juni die Möglichkeit, die Zinskurvensteuerung zu optimieren: “Ueda hat nicht ausgeschlossen, YCC zu modifizieren. Er sagt nur, dass jeder erste Schritt, den er unternimmt, kein großer Sprung in Richtung eines Ausstiegs sein wird.”

(geschrieben von Reinhard Becker. Redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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