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Belgiens Notenbankchef erwartet EZB-Debatte über zwei Zinsoptionen im Mai

Von:
Reuters
Veröffentlicht: Apr 14, 2023, 09:32 GMT+00:00

- von Balazs Koranyi Washington (Reuters) - Die EZB wird aus Sicht von Belgiens Notenbankchef Pierre Wunsch auf ihrer Mai-Zinssitzung auch über eine kleinere Zinserhöhung beraten.

ARCHIV: Eine Ansicht zeigt das Logo der Europäischen Zentralbank (EZB) vor ihrem Hauptsitz in Frankfurt, Deutschland

– von Balazs Koranyi

Washington (Reuters) – Die EZB wird aus Sicht von Belgiens Notenbankchef Pierre Wunsch auf ihrer Mai-Zinssitzung auch über eine kleinere Zinserhöhung beraten.

Ob ein größerer Schritt um 0,50 Prozentpunkte oder ein geringerer um 0,25 Prozentpunkte anstehe, hänge auch davon ab, wie die Kerninflation, in der die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert sind, sich entwickele, sagte Wunsch der Nachrichtenagentur Reuters in Washington am Rande des Frühjahrstreffens des Internationalen Währungsfonds (IWF). Das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) sprach sich zudem für einen schnelleren Abbau der billionenschweren Anleihenbestände der Euro-Notenbank aus.

“Ich denke, im Mai wird es um 25 oder 50 Punkte gehen”, sagte Wunsch. Falls die Kernrate erneut unerwartet hoch und die vierteljährliche Kreditumfrage der EZB unter Banken – der sogenannte Bank Lending Survey (BLS) – nicht zu schlecht ausfielen, müsse die EZB am 4. Mai womöglich um 0,50 Prozentpunkte erhöhen. “Wenn die Kernrate positiv überrascht, dann sind vielleicht 25 mehr angemessen,” sagte er.

Die Gesamtinflation war zuletzt im Euro-Raum im Zuge sinkender Energiepreise zwar zurückgegangen auf 6,9 Prozent im März. Die Kernrate war dagegen auch im März erneut gestiegen auf 5,7 Prozent. Zwei Tage vor der Mai-Zinssitzung werden erste Inflationsdaten für den Monat April veröffentlicht. Auch die Ergebnisse des jüngsten BLS werden dann bekanntgegeben. Beides sind zentrale Daten für die Kalibrierung der Geldpolitik. Nach Einschätzung von Wunsch wird auch die Kerninflation allmählich sinken, sobald der starke Rückgang der Energiekosten in der Wirtschaft durchschlägt. Es bestehe aber die Gefahr, dass sie länger bei über drei Prozent verharre, sagte er.

Die EZB hat seit Juli 2022 in rasantem Tempo bereits sechs Mal in Folge die Zinsen angehoben, zuletzt im März um 0,50 Prozentpunkte. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder erhalten, liegt aktuell bei 3,00 Prozent. Am Finanzmarkt wird damit gerechnet, dass der Satz bis September auf 3,75 Prozent steigen wird. Danach wird zum Jahresende hin bereits wieder ein tieferes Zinsniveau erwartet, obgleich viele Währungshüter deutlich gemacht haben, dass die EZB nach Erreichen des Zinsgipfels für eine gewisse Zeit dort bleiben werde.

Wunsch bezeichnete die Markterwartungen eines Zinsgipfels bei 3,75 Prozent als “vernünftig”. Die Erwartungen einer Zinssenkung um das Jahresende herum seien dies aber nicht. “Da die Lohndynamik voraussichtlich jahrelang mit dem Inflationsziel von zwei Prozent unvereinbar sein wird und die Realzinsen immer noch niedrig sind, sehe ich keine schnelle Wende in der Geldpolitik, sobald wir die Endrate erreicht haben”, sagte er.

Wunsch fordert zudem mehr Tempo beim Abbau der massiven Anleihenbestände in der Notenbankbilanz, was in der Fachwelt als Quantitative Straffung (QT) bezeichnet wird. “Wir müssen bei der quantitativen Straffung mehr tun”, sagte er. “Wir könnten dieses Jahr die Reinvestitionen vollständig einstellen, und selbst dann wird es Jahre dauern, bis das Portfolio abgebaut ist.” Aktuell werden die Bestände aus dem Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme – APP) verringert, da die Tilgungsbeträge von Papieren bei Fälligkeit nicht mehr vollumfänglich reinvestiert werden. Bis Ende Juni sollen die derzeit rund 3,2 Billionen Euro großen APP-Bestände so monatlich im Schnitt um 15 Milliarden Euro abgeschmolzen werden. “Der Markt hat darauf sehr gut reagiert und unsere Bilanz ist immer noch zu groß”, so Wunsch.

(Bericht von Balazs Koranyi; Bearbeitet von Frank Siebelt; Redigiert von Kerstin Dörr; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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