Frankfurt (Reuters) - Die anstehenden Zinsentscheide der größten Notenbanken halten Anleger an den europäischen Börsen in Atem.
Frankfurt (Reuters) – Vor den anstehenden Zinserhöhungen der US-Notenbank und der EZB treten Anleger auf die Bremse.
Der deutsche Leitindex Dax gab am Montag 0,5 Prozent auf 15.068 Zähler nach. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx, verlor rund ein Prozent auf 4141 Punkte. “Diese Woche könnte der Auslöser sein, der die Rally in diesem Monat zum Platzen bringt und den Markterwartungen eine Dosis Realismus einflößt”, sagte Michael Hewson, Marktanalyst beim Online-Broker CMC Markets.
Marktteilnehmer gehen fest davon aus, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen am Mittwoch um 25 Basispunkte und die Europäische Zentralbank (EZB) sowie die Bank of England die Zinsen am darauffolgenden Tag um jeweils 50 Basispunkte nach oben setzen wird. “Beachtlich finde ich, dass zum ersten Mal seit langem die EZB damit aggressiver sein dürfte als die Fed”, sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann.
Auch an der Wall Street zeigten sich die US-Anleger vor der Markteröffnung nervös. “Angesichts der nach wie vor angespannten Lage auf dem US-Arbeitsmarkt, der hohen Kerninflation und der sich entspannenden Finanzbedingungen wird der Fed-Vorsitzende Powell einen aggressiven Ton anschlagen und betonen, dass eine Rücknahme der Zinserhöhung um 25 Basispunkte nicht bedeutet, dass eine Pause bevorsteht”, sagte Bruce Kasman, Chefvolkswirt bei JPMorgan. Kasman ging auch davon aus, dass sich Fed-Chef Jerome Powell weiter gegen eine Einpreisung von Zinssenkungen im Laufe dieses Jahres wehren werde.
Die wichtigsten US-Futures gaben zum Auftakt der Zentralbanker-Woche rund ein Prozent nach. Zu beiden Seiten des Atlantiks gerieten vor allem Technologieaktien unter die Räder. Der europäische Technologieindex war mit einem Minus von 2,2 Prozent der Branchenindex mit den höchsten Verlusten. Die niederländischen Chip-Hersteller ASML und ASM International rutschten rund vier Prozent ab.
Die Spekulationen auf höhere Zinsen in der Euro-Zone wurden auch durch einen Anstieg der Inflationsrate in Spanien befeuert. “Der spanische Verbraucherpreisindex war viel höher als erwartet, und das hat die Märkte überrascht”, sagte ING-Stratege Antoine Bouvet. Die Inflation in Spanien lag im Januar im Jahresvergleich bei 5,8 Prozent nach 5,5 Prozent im Dezember. Analysten hatten dagegen mit einem Rückgang auf 4,7 Prozent gerechnet.
Die dadurch verstärkten Zinserwartungen ließen den Euro in der Spitze um 0,4 Prozent auf 1,0913 Dollar steigen. Zugleich zogen die Anleiherenditen an. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe, die als Benchmark für den Euroraum gilt, stieg auf bis zu 2,315 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit dem 6. Januar.
Unsicherheit unter den Anlegern schürte zudem die drohende Winterrezession wegen der Kaufzurückhaltung der inflationsgeplagten Verbraucher. Das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland schrumpfte von Oktober bis Dezember überraschend um 0,2 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. “Die hohen Inflationsraten haben die deutsche Wirtschaft in die Winterrezession getrieben”, sagte der Konjunkturchef des Ifo-Instituts, Timo Wollmershäuser. Im laufenden Quartal sei mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem weiteren Rückgang zu rechnen, der sogar noch etwas größer ausfallen dürfte als Ende 2022.
Bei den Einzelwerten kam der verschärfte Sparkurs des Medizintechnikherstellers Philips bei den Anlegern gut an. Die Titel des niederländischen Konzerns verteuerten sich um mehr als sechs Prozent. Nach Problemen bei seinen Beatmungsgeräten streicht Philips erneut Tausende Stellen. 6000 Jobs sollen bis Ende 2025 abgebaut werden, die Hälfte davon bereits in diesem Jahr, wie der Konzern am Montag ankündigte.
Dagegen stürzten die Aktien von PNE um rund 20 Prozent ab, nachdem die US-Investmentbank Morgan Stanley den Verkauf ihres 40-Prozent-Anteils an dem deutschen Windparkentwickler aufgegeben hatte. Die Ankündigung einer Partnerschaft mit Daimler Truck trieb unterdessen die Aktien von Motorenbauer Deutz um rund zwei Prozent.
(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Hans Busemann.; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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