Frankfurt (Reuters) - Die wieder aufgeflammte Furcht vor einem Kollaps des chinesischen Immobilienriesen Evergrande drückt Europas Börsen erneut ins Minus.
Frankfurt (Reuters) – Mit Rückenwind von Technologieaktien haben sich Europas Anleger am Mittwoch wieder vorangewagt.
Der Dax gewann am Vormittag ein Prozent auf 15.407 Punkte, nachdem er am Dienstag gut zwei Prozent abgerutscht war. Der EuroStoxx50 kletterte um 1,1 Prozent auf 4101 Zähler. Schnäppchenjäger halfen den Börsen Händlern zufolge wieder auf die Beine. Strategen gaben aber noch keine Entwarnung. “Der Teufelskreis aus Lieferengpässen, steigenden Rohstoffpreisen, anziehender Inflation und steigenden Zinsen schlägt den Akteuren am Aktienmarkt derzeit gehörig auf den Magen”, führte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst CMC Markets aus.
Auch der Streit über die Anhebung der US-Schuldenobergrenze rückt an den Börsen stärker ins Rampenlicht. Wenn der Kongress einen solchen Schritt nicht bis Donnerstag beschließt, droht ab Freitag der “Government Shutdown”, die Schließung zahlreicher staatlicher Stellen. Im Auge behielten Investoren auch die Schuldenkrise des angeschlagenen Immobilienkonzerns China Evergrande, bei dem eine weitere Zinszahlung für eine Anleihe fällig wird.
Anleger reagierten momentan auch sehr sensibel auf Signale der US-Notenbank bezüglich anziehender Zinsen, sagten Börsianer. “Wahrscheinlich ist das Zinsthema im Moment das größte Risiko für die Aktienmärkte”, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
Öl BILLIGER – KUPFER LEIDET UNTER CHINAS STROMKNAPPHEIT
Nach den zuletzt wieder aufgeflammten Zins- und Inflationssorgen beruhigte sich die Lage zur Wochenmitte an den Rentenmärkten. Die Anleger griffen wieder zu Anleihen, was die Rendite der zehnjährigen Bundespapiere auf minus 0,207 Prozent drückte. Die US-Treasuries rentierten mit 1,512 Prozent nach zuvor 1,536 Prozent.
Am Ölmarkt fielen die Preise den zweiten Tag in Folge. Die Nordseesorte Brent verbilligte sich um bis zu zwei Prozent auf 77,50 Dollar je Fass. Die Preise waren zuvor stark gestiegen und hatten so hoch notiert wie seit fast drei Jahren nicht mehr. Daten des American Petroleum Institute zufolge schwollen die Öl-Lagerbestände in den USA vergangene Woche an. Bei den offiziellen Zahlen der US-Energiebehörde gehen Analysten jedoch von einem Rückgang aus.
Beim Industriemetall Kupfer spielten fallende Kurse die Sorge der Anleger bezüglich der Engpässe in Chinas Stromversorgung wider. “Die Stromkürzung ist nach wie vor die größte Unsicherheit. Es sind nur noch zwei Handelstage vor den Feiertagen, es ist empfehlenswert, das Risiko zu kontrollieren”, kommentierte der Rohstoff-Broker Jinrui Futures.
ASML UND NEXT ERFREUEN MIT PROGNOSEANHEBUNGEN
Am Aktienmarkt gewann der europäische Technologiesektor 1,5 Prozent, nachdem er am Dienstag knapp fünf Prozent verloren hatte. Die Stimmung hellten angehobene Finanzziele von ASML Holding auf. Die Aktie eines der Hauptlieferanten für Computerchiphersteller stieg um 1,8 Prozent.
Die vierte Prognoseanhebung innerhalb von sechs Monaten hob auch Next auf neue Höchststände. Die Aktien des britischen Bekleidungshändlers stiegen um bis zu 4,1 Prozent auf ein Rekordhoch von 8408 Pence.
Auch die Wachstumziele des Anlagenbauers Gea kamen bei den Anlegern gut an. Die Aktien kletterten um 4,7 Prozent auf 40,15 Euro. Unter anderem soll bis 2026 die operative Umsatzrendite vor Restrukturierungsaufwand auf über 15 Prozent steigen von 11,5 Prozent im vergangenen Jahr. Die gesteckten Ziele seien positiv und lägen über den Erwartungen, hieß es bei Credit Suisse.
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