Frankfurt/Tokio (Reuters) - Die Anleger in Fernost haben vor den am Mittwoch anstehenden US-Inflationsdaten vorsichtig agiert.
Frankfurt (Reuters) – Im Nachgang der EZB-Zinserhöhung haben Europas Börsen einen versöhnlichen Wochenausklang erlebt.
Anleger holten sich am Freitag mit Blick auf höhere Verzinsungen vor allem Bankenaktien in die Depots. Der Dax legte 1,4 Prozent auf 13.088 Punkte zu, der EuroStoxx50 gewann 1,7 Prozent. Damit verbuchten beide Börsenbarometer unter dem Strich ein Wochenplus von 0,3 und 0,8 Prozent.
Der Euro kletterte auf 1,0040 Dollar und entfernte sich damit weiter von seinem kürzlich markierten 20-Jahres-Tief. An den US-Aktienmärkten steckten die Anleger die Signale auf weiter anziehende Zinsen von US-Notenbankchef Jerome Powell gut weg. Die US-Börsen lagen am Nachmittag gestützt auf den Tech-Sektor komfortabel im Plus.
“Wir haben mehr falkenhafte Kommentare von Zentralbanken nicht nur in den USA, sondern weltweit gesehen – von der Bank of England und der EZB”, sagte Matthias Scheiber, globaler Leiter des Portfoliomanagements für Multi-Asset-Lösungen beim Vermögensverwalter Allspring. “Das sieht man an den kurzfristigen Zinsen.” Diese sprangen zeitweise deutlich an. Die zweijährigen Bundespapiere rentierten in der Spitze auf einem Elf-Jahres-Hoch von 1,429 Prozent. Notenbanker werden als Falken bezeichnet, wenn sie eine Straffung der Geldpolitik durch Erhöhung der Zinsen oder eine Bilanzreduzierung signalisieren.
Anleger sehen mittlerweile eine Wahrscheinlichkeit von rund 85 Prozent, dass die Fed bei der Sitzung in diesem Monat um weitere 75 Basispunkte anheben wird. Die Europäische Zentralbank hatte am Donnerstag im Kampf gegen die Inflation den Leitzins auf 1,25 Prozent erhöht. Die Währungshüter der EZB werden Insidern zufolge wahrscheinlich im nächsten Monat eine Debatte über eine Verringerung der durch die jahrelangen billionenschweren Kaufprogramme angeschwollenen Anleihenbestände beginnen.
Wichtig blieb an den Börsen auch das Thema Energiekrise. Die EU-Energieminister beraten über eine Strompreis-Bremse, außerdem ist ein Preisdeckel auf russisches Gas im Gespräch. Letzterer stieß bei den Gesprächen zwei Diplomaten zufolge allerdings nicht auf breite Unterstützung. Dank einer schwindenden Furcht vor akuten Engpässen im Winter verbilligte sich der europäische Erdgas-Future um 6,6 Prozent auf 205 Euro je Megawattstunde.
ENBW NACH VNG-PROBLEMEN AUF ACHTERBAHNFAHRT
Am Aktienmarkt baute der Index für die Banken der Euro-Zone seine jüngsten Gewinne aus und legte rund 3,3 Prozent zu. Durch steigende Zinsen winken den Geldhäusern höhere Überschüsse aus dem klassischen Kreditgeschäft.
Ein Anstieg der Rohstoffpreise beflügelte europäische Minen- und Metallkonzerne. Der Sektorindex stieg um 1,8 Prozent. Aktien der Kupferhütte Aurubis kletterten um 3,8 Prozent.
Auf Berg- und Talfahrt gingen die Papiere von EnBW, nachdem die Gasimport-Tochter VNG Staatshilfe beantragt hatte. Wegen ausbleibender russischer Lieferungen muss das Unternehmen ähnlich wie Konkurrent Uniper Erdgas kurzfristig anderweitig und zu höheren Preisen beschaffen. Wirtschaftsminister Robert Habeck stellte in Brüssel eine zeitnahe staatliche Unterstützung für VNG in Aussicht. Die Aktien von EnBW gingen 1,2 Prozent höher aus dem Handel, nachdem sie am Vormittag um 10,3 Prozent eingebrochen waren.
(Bericht von Anika Ross und Hakan Ersen, redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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