In der vergangenen Handelswoche erlebte der amerikanische Anleihenmarkt den stärksten Einbruch seit 40 Jahren. Die Zinsen für zweijährige
In der vergangenen Handelswoche erlebte der amerikanische Anleihenmarkt den stärksten Einbruch seit 40 Jahren. Die Zinsen für zweijährige US-Staatsanleihen stiegen auf 2,28% und die der Zehnjährigen auf 2,47% an. Dies verheißt nichts Gutes für den Aktienmarkt, dessen inflationsbereinigte Hausse in den letzten 12 Jahren zu einem großen Teil darauf beruhte.
Selbst die zehnjährigen Bundesanleihen rentieren wieder mit einem halben Prozent, womit der reale jährliche Verlust „nur noch“ bei -4,5% liegt, wenn man diese Staatsanleihen hält.
Die große Zinswende wird von den Investoren am Aktienmarkt noch immer nicht eingepreist. Der Tag wird jedoch kommen, an dem alle Investoren angesichts inflationsinduziert immer weiter steigender Zinsen durch den gleichen Ausgang wollen, jedoch keine Käufer da sind und die Aktienmärkte ihre Talfahrt steil fortsetzen werden.
Die Baisse am Aktien- und Anleihenmarkt wird sich in den nächsten Jahren, wenn auch nur real am Aktienmarkt, weiter fortsetzen, was angesichts der aktuellen Inflation und Geldentwertung eine finanzielle Katastrophe für Anleger in diesen Märkten bedeuten wird. Die steigenden Zinsen am Markt signalisieren unterdessen den Notenbanken, dass sie die Leitzinsen weiter anheben sollten.
Gold und Silber konnten trotzt der steigenden Zinsen ihr hohes Niveau in der letzten Handelswoche verteidigen und stiegen sogar an. Der Goldpreis stieg um 1,9%, Silber um 2,3% und der Goldminenindex HUI-Goldminenindex stieg um 3,5% an.
Da steigende Zinsen Gift für den Konsum, Verbraucher- und Unternehmenskredite sind, fielen der Preis der Industriemetalle Platin (-2,35%) und Palladium (-5,6%) hingegen deutlich zur Vorwoche.
Die Rezession und die steigenden Zinsen werden einen dämpfenden Effekt auf die Preise haben, insbesondere auf Luxusgüter, während die Preise der lebensnotwendigen Konsumgüter, deren Nachfrage relativ unelastisch ist, mit der Geldentwertung tendenziell stärker steigen sollten.
Deshalb werden Unternehmen, die höhere Kosten direkt an den Verbraucher weitergeben können, die Luxusgüterindustrie deutlich outperformen in den nächsten Jahren.
2008 verhinderten die ersten QE-Programme in der Geschichte der USA, als Reaktion auf die Immobilien- und Kreditkrise, ein Ende des bis dahin 27 Jahre dauernden Anleihen-Bullenmarktes. Anstatt zu crashen und in eine Baisse überzugehen, setzte sich dieser, getrieben durch die Anleihenkäufe der US-Notenbank und später anderer Notenbanken, noch einmal bis 2020 fort.
Die über vier Dekaden andauernde Hausse war eine direkte Folge der Abschaffung des Gold-Dollar-Standards im Jahr 1971 mit dem Beginn des Experimentes ungedeckter Fiat-Währungen.
Im Goldstandard des Kaiserreichs gab es grundsätzlich keine Zyklen am Anleihenmarkt, da sich die Zeitpräferenz der Menschen, sowie die Risikoprämie in Friedenszeiten, kaum verändern. Nur in Kriegszeiten kam es immer wieder zu starken Schwankungen, wenn die Gefahr bestand, ein Staat könnte seine Schulden nicht bedienen oder dieser zur Kriegsfinanzierung Inflation erzeugte.
Beispielsweise lagen die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen während des Goldstandards im Kaiserreich kontinuierlich im Bereich von vier Prozent. Erst mit der Loslösung der verstaatlichten Währungen vom Gold im Jahr 1971, begannen die Zinsen inflationsinduziert wild und stark zu schwanken.
Ende 1981 hatten die Zinsen mit zwanzig Prozent ihren Zenit erreicht nach einem Jahrzehnt der Stagflation begann eine neue Hausse. Diese wurde durch die sukzessive Ausweitung der Geldmenge im Kreditgeldsystem, sowie einer Senkung der Mindestreserve auf letztlich null Prozent und einer Manipulation der statistischen Inflationsrate ermöglicht, was den Marktzins dauerhaft und zunehmen unter den Urzins drückte.
Die kontinuierlich sinkenden Zinsen der Hausse am Anleihenmarkt, waren der Treibstoff eines künstlichen Aufschwungs in der westlichen Welt, der von Anbeginn auf Sand gebaut war.
2008 stand das Fiat-Geldsystem vor seinem unausweichlichen Ende und damit auch die Hausse am Anleihen- und Aktienmarkt. Der Immobilienmarkt kollabierte, die Zinsen schossen in die Höhe und das halbstaatliche Finanzsystem stand vor einem kaskadenartigen Zusammenbruch.
Durch planwirtschaftliche Eingriffe in den freien Markt, wie sie bisher nur aus sozialistischen Staaten bekannt waren, konnten die Notenbanken noch einmal das Ruder herumreißen.
Durch den Ankauf von Staatsanleihen, einer fast direkten Form der Staatsfinanzierung über die Druckerpresse, erhöhte man die Nachfrage künstlich, während Investoren es nicht wagten, sich der FED entgegenzustellen, was der schon totgeglaubten Hausse am Anleihen- und Aktienmarkt neues Leben einhauchte.
Wer die Konjunkturtheorie der Österreichischen Schule der Nationalökonomie kennt, der wusste, dass mit den Nullzinsen das Ende eines vier Jahrzehnte dauernden künstlichen Booms, der als Fehlleitung einer sonst gesunden Wirtschaftsentwicklung zu verstehen ist, erreicht wurde.
Ironischerweise hatten die gleichen QE-Programme, die 2008 noch einmal den Anleihen- und Aktienmarkt gerettet hatten, nach der Lockdown-Krise in 2020 das Ende dieser fast zwei Dekaden andauernden Hausse eingeleitet.
Die Inflation, die geschaffen und teilweise direkt als Corona-Schecks an die Konsumenten ausgegeben wurde, entwertet die Kaufkraft der Währungen und damit auch die Kaufkraft des künftigen Rückzahlungsbetrags der Anleihen, weshalb die Gläubiger nun, angesichts hoher Teuerungsraten, auch höhere Zinsen einfordern.
Das erklärt, warum Staaten die Teuerung im eigenen Land mittels unseriöser Verdrehungen in ihren statistischen Warenkörben manipulieren und möglichst niedrig ausweisen. Auf diese Weise entwerten Staaten ihre Schuldenlast, während die Gläubiger am Ende der Laufzeit nur noch einen Bruchteil der Kaufkraft ihrer Forderungen ausgezahlt bekommen.
Am Ende des Tages erhält der Sparer nominal eine mickrige Rendite, während er real bestohlen wurde.
Insbesondere die Haussen am Aktienmarkt von 2003 bis 2020 waren die Konsequenz künstlich niedriger Zinsen, die einen künstlichen Aufschwung erzeugten.
Diese erneute Fehlleitung von Kapital hätte es ohne die QE-Programme nach der Immobilien- und Finanzkrise von 2008 nicht mehr gegeben. Der Anleihenmarkt entwickelte sich über vierzig Jahre hinweg zur Mutter aller Blasen, die seit letztem Jahr dabei ist zu platzen.
Es ist verrückt, dass Investoren bei einer Inflationsrate von aktuell fast acht Prozent in den USA und fast sechs Prozent in Europa nicht längst alle Anleihen verkauft haben. Die nominalen Zinsen müssten entsprechend längst bei 12% für zweijährige US-Staatsanleihen stehen.
Nutzt man als Maßstab den Konsumentenpreisindex, wie man ihn bis 1980 berechnet hat, dann liegt die Teuerung mittlerweile bei 16% und die kurzfristigen Zinsen sollten bei 20% liegen. Dies zeigt welch langen Weg zum Tief der Anleihenmarkt noch bis zu einer fairen Bewertung vor sich hat.
Wieso sollte jemand sein hart verdientes Geld zu diesen Zinsen verleihen, wenn er nach 2 Jahren inflationsbereinigt nur noch 75% zurückbekommt, ohne eine reale Rendite zu erwirtschaften? Ein Investment in inflationsgeschützte Werte, wie Gold und Silber wäre eine weitaus bessere und sicherere Anlage.
Wer einen Hebel möchte und am Trading interessiert ist, der kann sein Glück auch im Minensektor suchen, wo er höchstwahrscheinlich nebst dem Inflationsschutz noch eine zusätzliche Rendite erhalten wird.
Den starken Anstieg der Zinsen konnte man frühzeitig kommen sehen und damit auch den Druck, der sich langsam auf dem Aktienmarkt aufbauen würde. Ich sprach, schrieb und referierte seit 2018 ständig über die kommende Stagflation und die große Zinswende.
Beispielsweise hatte ich am 17.09.2019 in einem Webinar, das Sie auf YouTube finden, detailliert die unmittelbar bevorstehende Stagflation prognostiziert und am 18.03.2021 noch einmal explizit ein Video zur „großen Zinswende“ veröffentlicht, in denen ich die Zusammenhänge und zwingend logischen Entwicklungen aufzeigte.
Wohin die Reise geht, zeigt die Stagflation der siebziger Jahre, in der die Zinsen langsam von vier auf kurzzeitig zwanzig Prozent anstiegen. Durch den Krieg erlebte Russland kürzlich einen Zinsanstieg auf 20%, womit sich die dortigen Fehlallokationen größtenteils bereinigen werden.
Uns in Europa und den USA steht aufgrund der steigenden Zinsen hingegen noch ein langer Weg der schöpferischen Zerstörung bevor, auf dem unrentable Geschäftsmodelle und überschuldete Unternehmen vom Markt verschwinden werden.
Sollten weitere Krisen aus dem Nichts künstlich geschaffen werden, so wäre auch ein schnellerer Zinsanstieg denkbar, wobei die Auswirkungen auf die Wirtschaft verheerend und viel schmerzhafter für die Menschen wären.
Es empfiehlt sich daher Anlagen am Anleihenmarkt zu liquidieren, da mit dem Ende der QE-Programme der Verkaufsdruck zunehmen wird. Irgendwann in der Zukunft, womöglich noch in diesem Jahr, werden sich die Notenbanken gezwungen sehen, ihre Anleihenkäufe wieder aufzunehmen, um den Zinsanstieg einzuhegen und so einen zu schnellen Einbruch von Wirtschaft und Aktienmarkt zu verhindern.
Dies wird den freien Fall jedoch nur in die Länge ziehen und dafür den Schaden maximieren. Die dann entstehende zusätzliche Inflation wird die Preise inflationsgeschützter Anlagen weiter stark steigen lassen. Es empfiehlt sich daher weiterhin in Edelmetalle und inflationsgeschützte Anlageklassen zu investieren!
Zur Vorwoche zeigt sich leichte Stärke in den Daten, doch ist der COT-Index immer noch im neutralen Bereich. Auf Monatssicht zeigt sich hingegen deutliche Schwäche. Angebot und Nachfrage zeigen sich unverändert ausgeglichen in den letzten Wochen, wobei es meistens ein leichtes Überangebot gibt.
Daher kann Platin aus eigener Kraft weiterhin erst einmal nirgendwo hin marschieren. Man sollte daher keine kurzfristigen oder mittelfristigen Swing-Trades in diesem Markt versuchen.
Wir hatten erwartet, dass Platin stärkere spekulative Nachfrage erfahren und auf 1.350 US-Dollar ansteigen würde, wenn der Goldpreis auf 2.000 US-Dollar ansteigt.
Obwohl der Palladiumpreis aufgrund des Krieges in der Ukraine und der Sanktionen gegen Russland durch die Decke ging, konnte der Platinpreis wenig davon profitieren. Gerade einmal ein Anstieg auf 1.200 US-Dollar war kurzzeitig möglich, was uns frühzeitig vorsichtig sein ließ.
Die Terminmarktdaten zeigen weiterhin ein Überangebot am physischen Markt, weshalb es aktuell im kurzfristigen Trading bei neutralen COT-Daten kein Setup für einen Einstieg gibt, das ein annehmbares Chance-Risiko-Verhältnis hätte. Unter 1.000 US-Dollar ist Platin neutral und frühestens im Bereich von 800 US-Dollar finden kurzfristige Trader ein gutes Kauf-Setup.
Über 1.000 US-Dollar könnte man als Bulle aktiv werden, doch dürfte dies kurzfristig keine guten Chancen auf Erfolg haben. Wir raten dazu kurzfristig nicht in diesem Markt zu traden – die Risiken sind höher als die Chancen.
Ende 2020 hatten wir mit einem Preisanstieg über den Widerstand bei 1.000 US-Dollar ein Kaufsignal bis 1.350 US-Dollar gegeben und gingen von einer anschließenden Korrektur auf 1.000 US-Dollar aus. Das war nur ein grobes Szenario, das wir aus der fundamentalen Schwäche am Platinmarkt abgeleitet hatten, doch exakt so eintraf.
Seither kämpfen Bullen und Bären um die Unterstützung bei 1.000 US-Dollar je Feinunze. Langfristig dürfte sich im Bereich zwischen 800 US-Dollar und 1.000 US-Dollar ein langfristiger Boden ausbilden. Wir empfehlen Rücksetzer in den Bereich um die 800 US-Dollar als mittel- bis langfristige Kaufchance zu nutzen.
Auch kurzfristig agierende Trader haben dort grundsätzlich ein Setup mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis. Man muss sich jedoch bewusst sein, dass Platin und Palladium während Rezessionen kurzzeitig auch stark einbrechen können, weshalb ein Stop-Loss der beste Freund kurzfristig agierender Trader ist.
Das Platin-Palladium-Ratio zeigt, dass Platin in den vergangenen 50 Jahren immer teurer war als Palladium, mit Ausnahme der Jahrtausendwende und aktuell seit 2017. Die Feinunze Palladium wird im Moment historisch einmalig 85% über dem Preis von Platin gehandelt.
Wir sehen in den letzten Jahren in der Industrie eine fortschreitende Substituierung von Palladium durch das günstigere Platin. Solange Palladium teurer ist, sollte auch die Substitution weiter fortschreiten und letztlich auch zu steigenden Platinpreisen führen.
Diese Transformation ist ein langsamer Prozess und man schätzt, dass jährlich etwa 1,5 Millionen Unzen Palladium in der Industrie durch Platin ersetzt werden.
Langfristig ist es konsequent logisch und wahrscheinlich, dass die Substitution in der Zukunft zu einem Überangebot bei Palladium und einem Defizit bei Platin führen wird. Das Ratio würde dann wieder ansteigen, wobei Platin das Palladium massiv outperformen dürfte.
Würde das Ratio nur zu seinem Durchschnitt der letzten 50 Jahre bei 3 zurückkehren, entspräche dies einer sechsmal besseren Performance von Platin zu Palladium in der Zukunft.
Will man ein langfristig ausgerichtetes Edelmetalldepot auf Sicht von mindestens einer Dekade aufpeppen, so wäre Platin eine Spekulation wert, da es nicht nur in Katalysatoren Anwendung findet, sondern in vielen weiteren Industrien und insbesondere in erneuerbaren Energien, wogegen Palladium nur in Katalysatoren für Benzinmotoren genutzt wird.
Da Platin auch zu Gold und Silber historisch günstig ist, wäre es denkbar, dass Platin sogar die monetären Edelmetalle in den kommenden zehn Jahren outperformen könnte.
Kurzfristig hat Platin noch mit einem Überangebot zu kämpfen, doch auf Sicht einer Dekade scheint das Risiko begrenzt und die Gewinnchance sehr hoch zu sein, weshalb wir Rücksetzer weiterhin zum Aufbau einer neuen langfristigen Position nutzen werden.
Markus Blaschzok, Dipl.-Betriebswirt (FH), CFTe, ist ein Analyst, Trader sowie Ökonom der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. Seit 2009 publiziert er einen bekannten wöchentlichen Marktkommentar mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle und Rohstoffe, sowie Austrian Economics. Tradern und Investoren bietet er einen Premium-Informationsdienst, um von Zyklen am Rohstoff- und Devisenmarkt mittels Swing Trading über Wochen bis wenigen Monaten zu profitieren.